Er versucht selbst nicht, eine Namenserklärung abzugeben, da er offenbar über kein bzw. ungenügendes Quellenmaterial verfügte.
Werneuchen (bd. 4, S. 191)
Fontane berichtet über Streitigkeiten um die Herkunft des Namens: eine Partei behauptete, der Name käme von Bernau und hätte folgende Entwicklung genommen: Bemau-Klein-Bernau — Bemäuchen — Werneuchen, die andere ging von Wamow aus, dem Klein Warnow — Warno- wichen — Werneuchen gefolgt sein sollen. 25
Ob die Entwicklung tatsächlich so verlaufen ist, bleibt dahingestellt, der richtige Ansitzpunkt ist Wamow.
polab.-pomoran. ‘vam, „Rabe“, ‘varna „Krähe“ daraus altes ‘vamov (Trautmann, II, S. 64)
Lehnin
Fontane erklärt die Namenbildung und -bedeutung nach einer branden- burgichen Chronik, wo der böhmische Schriftsteller Pulkava die Sage von der Entstehung des Klosters Lehnin erzählt:
,Otto I., der Sohn Albrechts des Bären, jagte einen Tag lang in den dichten Waldrevieren der Zauche, und warf sich endlich müd und matt an eben der Stelle nieder, wo später Kloster Lehnin erbaut wurde. Er schlief ein und hatte eine Vision. Er sah im Traum eine Hirschkuh, die ihn ohne Unterlaß belästigte. Endlich ergriff er Pfeil und Bogen und schoß sie nieder. Als er erwachte und seinen Traum erzählte, drangen die Seinen in ihn, daß er an dieser Stelle eine Burg gegen die heidnischen Slawen errichten sollte; — die andrängende, immer lästiger werdende Hirschkuh erschien ihnen als ein Sinnbild des Heidentums, das in diesen Wäldern und Sümpfen allerdings noch eine Stätte hatte... Markgraf Otto aber gab dem Kloster( das an dieser Stelle gegründet wurde — d. Verf.) den Namen Lehnin, denn Lanye heißt Hirschkuh im Slawischen.“ 26 Fontane drückt zu dieser Namenserklärung weder Zustimmung noch Ablehnung aus, er verhält sich neutral.
nach Trautmann: Lehnin aus altem ‘Lefiin zum Zunamen po. Len, „Faulpelz“ (Trautmann, I, S. 92)
Die slawische Herkunft des Namens ist also erwiesen, doch ist die Bedeutungserklärung nach der Sage sehr anzuzweifeln.
Bei den folgenden zwei Namen begeht Fontane den Fehler, der bei Namendeutungen ohne Hinzuziehen historischer Quellen und wissenschaftlicher Analysen häufig anzutreffen ist: es wird versucht, zwischen Lautgestalt und Bedeutung vom bloßen Klang her abzuleiten. Dieses Vorgehen führt oftmals zu falschen Schlußfolgerungen über Historie und Realität (vgl. Molchow), und kann nur in vereinzelten Fällen (wie bei Lindow z. B.), wo der Zusammenhang zwischen Klang und Bedeutung beinahe auf der Hand liegt, zu richtigen Ergebnissen führen.
Lindow
„Lindow ist so reizend wie sein Name. Zwischen drei Seen wächst es auf und alte Linden nehmen es unter ihre Schatten.“ 27
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