Heft 
(1978) 28
Seite
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Monte Caprino

Unser nächster Besuch gilt dem Ziegenberg, früher Zickenberg, der sich jedoch an seiner einfachen Erhebung ins Hochdeutsche nicht genügen ließ, und in einen Monte Caprino verwandelt wurde. 37 Durch die Übersetzung ins Italienische erhielt der Name einen fremd­artigen und geheimnisvollen Klang, der durch nichts mehr an seine frühere, vielleicht etwas anstößig erscheinende Bedeutung erinnerte.

Pfaueninsel

Pfaueninsel! Wie ein Märchen steigt ein Bild aus meinen Kindertagen vor mir auf: ein Schloß, Palmen und Känguruhs; Papageien kreischen; Pfauen sitzen auf hoher Stange oder schlagen Rad, Volieren, Spring­brunnen, überschattete Wiesen; Schlängelpfade, die überall hinführen und nirgends; ein rätselvolles Eiland, eine Oase, ein Blumenteppich inmitten der Mark. Aber so war es nicht immer hier. 38 Fontane berichtet hier prosaisch von einer romantischen, wildnishaften, mit Eichen, Unterholz und Schlinggewächsen bestandenen Insel erst 1683 bekam dieses bis dato namenlose Eiland den schlichten Namen Kaninchenwerder, denn es hatte ein Kaninchengehege erhalten.

Erst mehr als 100 Jahre später begann unter Friedrich Wilhelm II. ihre Umgestaltung zu einem Park (17931796), und unter Friedrich Wil­helm III. wurde sie durch Anlegen eines Rosengartens, einer alle Tier­arten umfassenden Menagerie und eines Palmenhauses zum Anziehungs­punkt und Ausflugsort der Berliner.

Daß die Insel gerade nach den neben anderen Tieren ausgesetzten Pfauen benannt wurde, ist sicher willkürlich und erfolgte wohl mehr oder weniger nach dem Klang des Namens, dem ästhetischen Empfinden ihrer Namensgeber oder anderer subjektiver Einstellungen. Man hätte der Insel sicher auch den Namen des Känguruhs verleihen oder sie Palmeninsel nennen können.

Rosengarten

Nach Fontane war der Rosengarten bei Freienwalde ein Friedhof für Gäste der Stadt. In alten Zeiten wucherten dort Wildrosen, und im heutigen Rosengarten waren die dichtesten Sträucher. Daher scheint der Name zu rühren. 39

Bach schreibt zur Namensentstehung:

Die Römer feierten im Mai die Rosalia, das Rosenfest, ein Totenfest, an dem man Rosen zu verschenken und auf die Gräber zu legen pflegte... Die Begräbnisstätte wurde so zum Rosengarten. Es wird angenommen, daß Wort und Brauch von den Römern zu den Germanen gelangt seien... Wohl zunächst in Oberdeutschland beheimatet, ver­breitet sich das Wort als Appellativ später über ganz Deutschland; es gelangte auch ins ostelbische Gebiet, ja bis in die baltischen Pro­vinzen. 40

Wir wollen uns Bachs Meinung anschließen, da besonders der Hinweis auf das ostelbische Gebiet diese Namenentstehung und -herkunft zu bestätigen scheint.

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