sich’s als ewas besonders .Sinniges“ ausgedacht, Bertha und Hertha als Iiining und Mining auftreten zu lassen, natürlich plattdeutsch.“ 17 Schade nur, daß der erwartete Effekt, von dem Kantor Jahnke ein starkes Vorgefühl in sich trug, zu seiner und seiner Zwillinge großen Enttäuschung gänzlich ausblieb: „Bertha und Hertha hatten so heftig
geschluchzt, daß Jahnkes plattdeutsche Verse so gut wie verloren gegangen waren.“ 18
Schließlich werden auch Elfis Freundinnen Bertha und Hertha, ähnlich wie ihre Prototypen Lining und Mining, zwar nicht wie diese auf einer „duwwelten Verlawung“ zwei geistlichen Kandidaten versprochen, sondern auf einer „große(n) Doppelhochzeit“ „an zwei Lehrer in der Nähe von Genthin verheiratet.“ 19
Eine weitere kleine Reutererinnerung scheint in der Redewendung zu stecken: „Wer’s mag, der mag es, aber für unserein ist es nichts,“ 20 einer Bemerkung Wüllersdorfs an Innstetten, die in Reuters „Läuschen“-Motto: „Wer’t mag, dei mag’t; Un wer’t nich mag, Dei mag’t jo woll nich mägen“, ihren Ursprung haben könnte.
Auch in Fontanes letztem Roman, dem „Stechlin“, kommt eine Reuterreminiszenz vor, die unübersehbar ist Sie bildet den Abschluß der aufgewiesenen Reuterspuren in Fontanes Werk, was nicht heißen soll, daß hier ihr lückenloser Nachweis geliefert worden sei. Als Armgard Barby die Vermutung äußert, daß Mecklenburg „auch seine Romantik“ habe, erhält sie von ihrem Musiklehrer Dr. Wrschowitz, der das Land Mecklenburg nicht, wohl aber die Bücher Reuters kennt, die bestätigende Antwort: „Sehr warr. Habe gelesen .Stromtid“ und habe gelesen .Franzosen- tid“... “ 21
An keiner der hier vorgeführten auf Reuter bezugnehmenden Textstellen entsteht der Eindruck, daß Fontane seine Reuter-Erinnerungen erzwungen hätte. Ganz beiläufig scheinen sie in sein Erzählwerk eingeflossen zu sein. Er hat ihnen weder emphatischen Ausdruck verliehen, noch verfällt er in Reuter-Euphorie. Sie sind auch keine Dankabstattungen im Sinne eines Schüler-Lehrerverhältnisses. Selbst wenn es ein solches gegeben hätte, wären sie dafür nicht gewichtig genug gewesen. Sowohl von ihrem Umfang als auch von ihrer ästhetischen Qualität her wollen und müssen sie ohne strukturbestimmende Funktion in Fontanes Dichtkunst bleiben. Sie sind im Grunde wirklich nur literarisch geronnene freundliche Reminiszenzen, gewissermaßen Sympathiebezeugungen des Märkers an den Mecklenburger, als welche sie aus einem guten Gefühl kommen, das nicht begleitet oder gar gelenkt ist von Berechnungen des Verstandes, der nur etwa auf die Popularität Fritz Reuters spekulierte. Für sich genommen, gebührt diesen Reuterreflexen im Prosawerk Fontanes weder sonderliche Beachtung noch irgend eine nennenswerte Bedeutung; sie werden jedoch in dem Augenblick relevant, ihr Stellenwert fällt dann gewichtiger ins Kalkül, wenn die Berührungspunkte, Bezugsebenen und Beziehungsformen zwischen Fontane und Reuter im Zusammenhang betrachtet und analysiert werden. Dann tragen auch sie dazu bei und helfen mit, das Bild der Verbundenheit zwischen Fontane und Reuter
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