Heft 
(1978) 28
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acht haben, doch so, daß derselbe die Absicht nicht mercke. Wernigerode, den 1. Juny 1748.

Reim letzten Satz hätte Fontane aufmerksam werden müssen. Nicht nur wird hier erstmals der Sohn genannt, von dem aus dem Kirchen­register der volle Name Johann Michael Bäumler bekannt ist, sondern zugleich mit einer zweifelhaften Beurteilung. Etwas Dubioses umwittert ihn. Für die bedeutenden Geldsummen, die durch die Wirtschaft und damit das Haus des Waldschreibers fließen, scheint es notwendig zu sein, den Sohn zu beobachten. Fünfzehn Jahre ist er alt, also im Alter eines Lehrlings, da mit neunzehn ein Jägerbursche, so jetzt vermutlich am Beginn dieser Lehrzeit offenbar in des Vaters Haus und Aufsicht. Das Vertrauen zum Sohn ist dienstlich nicht das beste.

Ist aus den Chargen im Avancement des Waldschreibers herauszulesen, daß seinem Dienst bis zur nun erfolgten Erkrankung mit Vertrauen begegnet wurde, so steht am Anfang der Laufbahn des Sohnes nicht so Ehrpussliges, wie Fontane es nennt. Von diesem psychologischen Mo­ment ausgehend, hätte Fontane gefragt, ob nun in Kenntnis der Dienst­jahre des Vaters bis 1748 nicht auch Näheres über die Familie Bäumler hier zu erfahren sei.Gewiß, hätte des Archivsrats Dr. Eduard Jacobs Antwort gelautet,aber nicht hier im Archiv, sondern, wenn Sie sich die Mühe machen wollen, in den Kirchenbüchern der zuständigen Gemeinde, also in Ilsenburg. Vorsichtshalber könnten Sie auch, da Bäumler ein gräflicher Bedienter war, der zuvor in Wernigerode wohnte, in das Kirchenbuch der hiesigen S. Pantaleon-Gemeinde einsehen. Damit meine ich die Wernigeröder Schloßgemeinde, die eine eigene Parochie bildet.

So wäre Fontane nach der ersten archivalischen Forschung weitergewiesen worden, und beim Hinausgehen aus dem prächtigen Barockbau im Lustgarten zu Wernigerode hätte er sich vielleicht mit Dank noch einmal umgedreht und zugleich mit der Frage, ob denn nicht über die Mord­geschichte aktenkundig etwas zu erfahren wäre.Begegnet ist sie mir urkundlich noch nicht, hätte Dr. Jacobs geantwortet,aber ich will noch einmal die Abteilung .Criminalia', die dafür zuständig ist, durchsehen. Wenn die Geschichte, wie das Sterberegister Ilsenburg behauptet, wirklich ein Mord war, dan handelt es sich um ein Kapitalverbrechen, das höheren Orts und nicht hier zu verhandeln war. Fontane folgt der gewiesenen Vorsicht und begibt sich zum Rendanten der S. Pantaleon- Gemeinde. Schon der Blick ins Namen-Register zeigt, daß in der Tat hier einmal der Name Bäumler vertreten ist, im Tauf-Register 1737 Nr. 7. Dort ist folgende Eintragung zu lesen:Den 25t, Juli des nachmittags um 1 Uhr ist dem Feder Schützen Johann Christoph Bäumeier eine Tochter gebohren, deren Paten I. der H. Bereuter H. Johann Ernst Lugger Jahn 2. der Jagt Laquai Johann Andreas Gödeke 3. des Hege­bereuters H. Johann Michael Feuerstacken J. Tochter Christiana Sophia 4. des Bürgers und Schuhmachers in Ilsenburg Mstr. Georg Emst Schnee­vogts Ehefrau Anna Amalia. Des Kindes Name Christina Amalia.

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