Heft 
(1978) 28
Seite
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finden einmal einenHerrn Bäumler und ein ander Mal denMonsieur Bäumler. Unabhängig davon wird uns das Bild einer bürgerlich soliden Familie vorgeführt. Fast jedes Jahr wird ein Familienmitglied einmal zu einer Taufe als Pate gebeten. Die Taufe am 14. Januar 1748. der erstmals als Pate der Sohn beiwohnt, ist als eine sehr fröhliche vorzu­stellen. da nur Jugend die Patengesellschaft bildet.

Hätte Fontane den Weg nach Ilsenburg gefunden, so würde sich bei ihm bereits schemenhaft der Typ des Sohnes herausgebildet haben. Neben diesen stand der bis zu seiner Erkrankung im Dienst so tüchtige Vater. Fontane resümiert noch einmal kurz die bisher erfahrene Bio­graphie der Familie, die aus unbekannter, nicht nachweisbarer Gegend 1737 in Wernigerode erscheint, eine junge Ehe mit einem vierjährigen Sohn, dem am 25. Juli 1737 das Schwesterchen geboren wird, während der Vater seit dem 16. April dieses Jahres als Jäger beim Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wemigerode tätig ist. Mit der Ernennung zum Förster über die llsenburger Reviere 1739 zieht er nach Ilsenburg, zuerst aufs Schloß, dann auf den Waldhof. Hier avanciert er zum Waldschreiber im Jahre 1747, diensttüchtig und anerkannt, bis er 1748 erkrankt, vermutlich im Mai. Das Zusammenleben der Familie Bäumler mit den Bürgern Ilsenburgs zeigt sich von keinem nachweisbaren Zwist getrübt, nur gegenüber dem Sohn besteht ein Mißtrauen.

Im gräflichen Archiv zu Wernigerode hätte Herr Archivrat Dr. Jacobs nun Herrn Fontane sehr freudig empfangen können, wäre dieser über­haupt gekommen und hätte er selber je nach einemFall Bäumler geforscht. In einer sehr langen und wissenschaftlich wie publizistisch ausgefüllten Dienstzeit als Leiter des gräflichen, ab 1890 fürstlichen Archivs, von 1866 bis 1916, findet sich bei Herrn Archivrat Dr. Jacobs nicht eine Spur, daß er diesen interessanten Fall gekannt hätte. Das wundert uns umsomehr, da manche Detailuntersuchungen von Dr. .lacobs zu den merkwürdigsten und entlegensten Dingen vorliegen. Der Forscher hätte allerdings in der AbteilungCriminalia vergebens gesucht. Die Akte findet sich in einem ganz anderen Zusammenhang. Die Akte über den Prozeß Bäumler existiert also tatsächlich!

Es wäre beiden, dem Archivrat und Herrn Theodor Fontane, aufgefallen, daß der Tod des Waldschreibers Bäumler in Ilsenburg nicht verzeichnet ist. Die traurig schöne Legende von der Reue und Buße des Vaters, der sich am Tage der Beisetzung des von ihm gemordeten Sohnes von einer Klippe nahe Ilsenburg stürzt, ist damit schon hinfällig. Jeder Tod wird im Sterberegister verzeichnet, auch ein Selbstmord. Nur an der Zeremonie der Beisetzung kann dieser etwas ändern. Außer dem Sohn Johann Michael fand niemand von der Familie Bäumler den Tod in Ilsenburg. Nach Ausweis der Kirchenbücher existierte die Familie Bäum­ler nach dem Tode des Sohnes 1752 dort nicht mehr. 1751 übernimmt die Tochter Christina Amalia eine Patenstelle. Eine Eintragung mit dem Namen Bäumler gibt es dann nicht mehr. Bis zum Fortzug der Familie von Ilsenburg muß der Vater gelebt haben, denn das Gegenteil ist urkundlich nicht zu belegen.

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