Heft 
(1978) 28
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moderne, wissenschaftlich exakte museale Losung anstrebte. Beibehalten wurde die Darstellung Lessings und seiner markantesten Werke auf dem Hintergrund der Zeitverhältnisse in chronologischer Reihenfolge. Neue Lösungswege wurden in einer von grafischen Elementen beherrschten einheitlichen Gestaltung gesucht, die von dem Grundsatz ausging, das Dichterwort, das nur durch das Lesen des ganzen Textes offenkundig werden konnte, durch ein Zusammendrängen und damit Hervorheben des Wesentlichen anschaubar zu machen. Durch diese neue emotional- synoptische Darstellungsmethode, die durch Parallel-Nebeneinander- und Ühereinander-Ordnen selbständiger, leicht erfaßbarer oder bereits be­kannter, bildlicher Einzelinhalte den Gesamtinhalt durch Zusammeo- sicht klärt, gelang es, die erläuternden Texte auf ein Minimum zu beschränken und eine helle, freundliche, leicht überschaubare, aber doch eindrucksvolle Ausstellung, kurz: einattraktives Schau-Museum zu schaffen. Diese Darstellungsmethode war einerseits wegen der fehlenden OriginaldoKumente die vorteilhafteste und kam andererseits den Bedürf­nissen und Interessen des ständig wachsenden Besucherstromes, vor allem dem Hauptbenutzer dieses Literaturmuseums, dem Schüler, in entscheidendem Maße entgegen.

In den Jahren nach 1975 bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde nur, nach einem abermaligen Wechsel in der Leitung des Museums, in ver­stärktem Maße versucht, den bisher fehlenden emotionalen Effekt und historisches Kolorit in die mehr als nüchternen Ausstellungsräume zu bringen. So vermitteln jetzt Gebrauchsgegenstände und Möbel aus dem 18. Jahrhundert dem Besucher einen anschaulichen Eindruck über die Zeit, in der der Dichter gelebt hat: Dieser Eindruck wird durch eine Vielzahl historischer Bücher und Großfotos noch verstärkt. Durch den gezielten Einsatz von Tonbandaufnahmen, auf denen Schauspieler anakre- ontische Verse von Lessing vortragen oder aus der Nathan-Inszenierung des Deutschen Theaters Berlin ein Ausschnitt zu hören ist, kommt der Dichter gewissermaßen selbst zu Wort. In der ebenfalls neu geschaffenen Theaterabteilung, die besonders Lessings Verdienste um die Entwicklung des Theaters im 18. Jahrhundert würdigen soll, sind neben verschie­denen historischen Theatermodellen auch Szenenfotos und Kostüme aus Lessing-Inszenierungen der DDR-Theater zu sehen.

Die Emotionalität und Historizität des Gesamteindruckes der neuen Ausstellung wird noch wesentlich verstärkt durch eine völlig veränderte Liehtgestaltung in den Museumsräumen. Durch verschiedene technische Erneuerungen im Foyer, dem Einbau einer DIA-Ton-Anlage und nicht zuletzt einer Vergrößerung der Zahl der Fachkader ist eine individuell noch umfassendere Besucherbetreuung möglich geworden, wobei nach wie vor die Gestaltung von Unterrichtsgesprächen mit den Schülern der 5. bis 10. Klassen im Museum zu den Hauptaufgaben zählt. EineR bedeutenden literaturpropagandistischen Beitrag leistet das Kollektiv des Lessingmueums alljährlich als Hauptverantwortlicher bei der Gestaltung und Durchführung der Lessingtage, sowie mit Wanderausstellungen in verschiedenen Orten der Republik, mit Vorträgen und Wettbewerben und zahlreichen unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit mit Pädagogischen Kreiskabinetlen, Hochschulen, Theatern und interessierten Einzelbesuchern.

So kann man zusammenfassend sagen, daß diese hier geschilderten Um- gestaltungsmaßnahmen, Veränderungen und Ergänzungen in den Aus-

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