geschlagen, nehmen nachher mit 2 Compagnien am Sturm Theil und nun hat das Leib- Regiment alles gemacht, zieht nach Kiel, kriegt gute Quartiere, Blumen und Lorbeerkränze. Als wir in Schleswig einzogen, haben wir kaum ein Glas Bier gekriegt.“ 52 Von den Oestreichern sprechen sie wie von tüchtigen Soldaten, aber doch zugleich wie von wilden Thieren. „Tüchtig aufgezählt wird bei ihnen und die Kerle müssen sich selber die Hosen stramm ziehn, aber es sind auch Kerle danach, es geht nicht anders.“
Im Schloß (Gottorp) liegen kranke Oestreicher; aber man sieht auch Gesunde von allen Waffengattungen; ungarische Grenadiere — wunderschöne Leute — vom Regiment Alexander (oder Alexandra), streirsche Jäger mit Stutzhut und Federbusch 53 etc. Thüren und Tafeln in der Vorhalle tragen noch zum Theil dänische Inschriften und erinnern an die alten Herrscher.
Um 2 Uhr Gang durch die Stadt. Sehr lang, eigentlich eine Straße an der Schlei hin. Die Häuser zur Linken stehen vielfach an Hügelabhängen, an deren Fuß die Straße hinläuft, so daß man, wenn man aus der Thür der Häuser tritt, noch einen kleinen gepflasterten Abhang passiren muß, eh'man in die Straße tritt.
Um 3 Va zu Boot (Dampfschiff) um nach Missunde und nach Cappeln zu fahren. Die Ufer schön, aber doch nichts besondres. Der N. W. macht, daß wir die Fahrt aufgeben und uns entschließen ebenfalls in Louisenlund an I.and zu gehen, wohin fast alle Passagiere wollten, um dem Prinzen Friedrich Carl y ‘ (der in Louisenlund sein Hauptquartier hat) ihre Huldigungen durch Blumen, weißgekleidete Jungfrauen etc. darzubringen. Diese weißgekleideten Jungfrauen befanden sich mit uns an Bord; einige recht hübsch, alle munter, manierlich und ohne jede dumme Ziererei, meist reiche Bürgerstöchter. Außerdem an Bord der Sprecher des Festzuges, Herr Burgfeldt (?) Herr General von Hobe, Graf Spee, mehrere Offiziere etc.
Louisenlund ,an einer Schleibucht gelegen, ist nicht übel. Es gilt als Sommeraufenthalt zu Schloß Gottorp und hatte früher immer dieselben Besitzer. Die Umgebungen (Buchenwald ect.) sind reizend genug; am Schloß selbst ist eine gewisse Anspruchslosigkeit das Beste. Freundlich, hell, still, geborgen, hübche Blicke auf Wasser und Wald, sonst aber ausgerüstet mit dem Stempel charakterloser Langeweile.
Alles sammelte sich 1000 Schritt hinter dem Schloß vor einem Försterhause, wo auch solche sich einfanden, die zu Fuß oder zu Wagen von Schleswig gekommen waren: Gewerke, Turner, Sängerverein, Schleswig- Holsteinsche Kampfgenossen, 55 alle mit ihren Fahnen und Enblemen, dazu die Musik der 35 er.
Nach der Fahne der „Schleswig- Holsteinschen Kampfgenossen“ die von der Gemahlin des Erbprinzen 57 (oder von seiner Mutter) 1849 oder 50 geschenkt wurde, suchten die Dänen ohne sie finden zu können. Man hatte das Fahnentuch aufgerollt und nach Kiel geschafft. Der sie aber dort aufbewahrte, war doch auch ängstlich, daß sie gefunden werden könnte
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