Charakter guter, großer und reicher Dörfer am Oderbruchrand oder in der Nähe von Berlin. Steinhäuser die mit dem Giebel nach vorn stehn, platzartige Erweiterungen ohne eigentlich Platz zu sein, Palmaille’s oder „Freiheiten“ im Kleinen. Dann und wann eine Art Teich. Viele Lohgerbereien. Das Ganze unbedeutend.
Rendsburg. Bei der Ankunft bemerkt man alte Festungswerke; nach der Nordseite hin scheinen sie zu fehlen, nur ist hier dem Fluß eine künstliche Breite gegeben, die wahrscheinlich deckt; das Kronwerk, das man von der Eisenbahn aus nicht bemerkt, liegt im Westen.
Bis Klosterkrug, eine gute halbe Meile von Schleswig begleitete uns der aal fressende Berliner und hielt Vortrag über Düppel, die Schlechtigkeit der Dänen und die Inferiorität der schl. holst. Race.
Von Klosterkrug aus (das dicht hinter Jagel liegt) passirt man nun den Kern der Dannevirke-Linie iä namentlich den alten Margarethen-Wall. Vorher hat man den dominirenden Königsberg zur Rechten, den die Oestreicher erstürmten und dadurch die Sache auf fond entschieden [folgt Terrainskizze eingetragen: Schleswig, Gottorp, Friedrichsberg, Haddeby, Fahrdorf, Busdorf, Koenigsberg, MöweninselJ. 1848-fand der Hauptkampf am alten Dannevirk, eigentlich wohl erst in dem dahinter liegenden Busdorf statt, während Bonin 50 von der Flanke her kam, Schloß Gottorp attakirte und dadurch die Dänen zu raschestem Rückzug nach Flensburg nöthigte.
1864 nahmen die Oestreicher die mehr nach Süden hin vorgeschobenen Dörfer und Werke vor allem den Königsberg, der alles andre beherrschte. Zugleich, wie Bonin damals von der linken Flanke her, gingen die Oestreicher von der rechten Flanke her vor und besetzten Fahrdorf. Die Dänen durchstachen zwar den Damm, zwischen Fahrdorf und Haddeby; die östreichisch preußischen Batterien bei Fahrdorf brachten die dänischen Batterien a auf der Möven-Insel zum Schweigen. Die D£nen, als sie von dem intendirten Uebergang bei Kappeln hörten, zogen ab. Ein etwaiger östreichischer Frontal-Angriff hätte sich wahrscheinlich wieder gegen die Schanzen und Wälle zu beiden Seiten von Busdorf d. h. also in Front von Friedrichsberg und Haddeby richten müssen.
Gegen 1 Uhr Ankunft in Schleswig. Die Lage ist hübsch und ziemlich malerisch; zuerst nach Schloß Gottorp.
Schloß Gottorp 51 ist ein sehr stattlicher Bau, aber ohne all und jede Schönheit. Ziemlich schlimme Renaissance, ohne Roccoco zu sein. Seine historischen Erinnerungen das Beste. Es liegt auf einerlnsel (wohl zum Theil künstlich) und nach der Front hin fällt das Erdreich in Böschungen ab. Am Wasser standen Oestreicher und angelten; im Rasen, windgeschützt, die Stadt und die Schlei vor sich, lagen Kranke wahrscheinlich von polnischen Regimentern in blauen Mänteln, die blauen östr. Mützen runtergeklappt, so daß sie gespenstisch, hexenhaft aussahen. Offiziere aller Art und aller Grade kamen und gingen.
Auf Wache waren 35 er, bitterböse auf die 8. er. „Diese Kerle sind nur 2 mal im Feuer gewesen; sie kommen, laufen unsinnig vor, werden zurück-