Heft 
(1979) 29
Seite
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das Geschäftliche: Laden und Honoratiorenstube. Links Wohnstube, Schlafstube, Küche in den Hof hineingebaut, Raps- und Ölgeschäft. Wein-Geschäft, namentlich Ungarwein.

Berühmte Gaststube für die ganze Gegend, darin viel gekneipt wurde. 41 Skizze und Beschreibung überprüfte bereits 1931 W. E. Rost zusammen mit dem damaligen Besitzei- der Gaststätte, M. Lenz, und kam zu fol­gendem Ergebnis:

Die Zeichenskizze veranschaulicht die Grundrißaufteilung des Gasthauses und gibt die Teilörtlichkeiten von Hradscheks Besitztum sowie der daran angrenzenden Häuser topographisch wider. Entsprechend der davon aus­gehenden Darstellung werden die Angaben in der Lokalbeschreibung dieses Schauplatzes im wesentlichn von einem einzigen Standort aus gegeben, der etwa da, wo am Mittelsteig des Gartens der Birnbaum steht, anzunehmen ist. An dem Vorflur lag nach rechts hin das Wohnzimmer, zu dem eine Stufe hinaufführte, nach links hin aber der Laden, in den man durch ein großes, fast die halbe Wand einnehmendes Schiebefenster, hineinsehen konnte. 42

Außer einer Seitenverkehrung zwisdien links und rechts stimmen die Notiz Fontanes und die reale Baulichkeit überein. Trotz inzwischen erfolgter mehrmaliger An- und Umbauten läßt sich noch heute mit Hilfe der Skizze in der jetzigen HO-GaststätteEinigkeit der ursprüngliche Grundriß ausgezeichnet ermitteln und zeichnerisch nach vollziehen. Verschwunden sind im Laufe des Jahrhunderts die Kegelbahn und der Birnbaum, der ehemalige Garten ist längst bebaut. Das Haus der Frau Jeschke ist einem Ausbau der Gaststätte ge-wichen, die sich im Laufe der Zeit nach allen Seiten ausgedehnt hat. Die beiden Giebelstuben Hradscheks sind schon lange zu einem großen Festsaal ausgebaut worden.

Geblieben ist aber der Kern, ein Flur von der Straße bis an den Hof, den ehemaligen Garten und die vier Räume, zwei links und zwei rechts. Handlungsort der Kriminalnovelle und Original stimmen überein! Rund 80 Meter entfernt, hinweg über die noch heute erhöhte Dorfstraße, nur die Knüppel sind inzwischen durch Pflastersteine ersetzt, schräg gegen­über der Gaststätte stand noch bis 1973 dieKunickesche Villa (im Ort bekannt als Riesels Haus, benannt so nach dem letzten Besitzer). Ungewöhnlich für Letschiner Häuser, einmalig, war die hohe Treppe oder Rampe bei Theodor Fontane, die zum Haus hinauf führte.

Fast ein Kuriosum, aber auf alten Fotos noch gut erkennbar, war der ebenfalls tatsächlich vorhandene gläserne Aussichtsturm auf dem Gebäude, der erst um die Jahrhundertwende entfernt wurde.

Der gläserne Aussichtsturm diente dem Letschiner Arzt Dr. Gärtner, einst Bewohner der Kunickeschen Villa, seinem Hobby, derSternkuckerei. Auch die anderen in der Novelle erwähnten Baulichkeiten standen im Original in Letschin. Dazu gehörten z. B. der große, z. T. die anderen Gebäude überragende Fachwerkbau der Letschiner Schule und die Brett- und Schneidemühle des Bauern Igel, die in der Novelle auf der Küstriner Seite stand, im Original aber eine Ölmühle war und dem Letschiner öi- müller und Kleinbüdner George Dames (17851854) gehörte.

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