tane mehrere Jahre lang sehr intensiv mit dem Schaffen Blechens beschäftigt und darüber detaillierte Aufzeichnungen hinterlassen hat.
Die Schatzkammer des Theodor-Fontane-Archivs der Brandenburgischen Landes- und Hochschulbibliothek Potsdam führt auch hier auf die richtige Fährte. Dort existiert eine schlichte blaue Ablegemappe mit der Aufschrift „Carl Blechen" (geplant als Teil eines „Cottbus" gewidmeten Kapitels der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg"). Die Originalhandschrift des Dichters ist zwar in den Kriegswirren 1945 abhanden gekommen, aber die 200 Blatt Abschriften geben das verläßliche Material an die Hand, das der nachstehenden Betrachtung zu Grunde liegt.
Wie die Vorbemerkungen des Fontaneforscher Hermann Fricke - Begründer des Fontane-Archivs - verraten, kam Fontane zum Werke Blechens durch den Tunnelgenossen Friedrich Eggers, der nach einer 1855 in der Akademie veranstalteten Ausstellung von 22 Bildern und Skizzen eine Charakteristik über Blechen im „Deutschen Kunstblatt" zu geben hatte. Fontane besuchte noch im selben Jahre den bekannten Kunsthändler Louis Friedrich Sachse, der sich sehr früh für Blechen einsetzte und des Malers letzte Lebensjahre durch seine stete Hilfsbereitschaft erträglich gestaltete. Sachse besaß neben dem Bankier Brose in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts die größte Blechen-Sammlung und war auch in der Lage, Ent- scheidenes über die Persönlichkeit des Malers und dessen Mentalität auszusagen. Die vierjährige Reise des Dichters nach England (von 1855 bis 1859) unterbrach die begonnenen Studien. Sie fanden dann einen ersten Niederschlag in der Beschreibung des Bildes „Das Semnonenlager in den Müggelbergen", jener ersten bedeutenden Heimatlandschaft, die Blechen 1828 ausstellen und an den Berliner „Verein der Kunstfreunde" verkaufen konnte. Um der Bedeutung des Bildes für die Darstellung der märkischen Landschaft willen gab Fontane im Kapitel „Müggelberge" seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg", das im Januar 1861 zuerst gedruckt wurde, folgende bemerkenswerte Einschätzung:
„Carl Blechen, unser märkischer Landsmann und der Water deutscher Landschaf tsmalerei', wie er gelegentlich genannt worden ist, hat in einem seiner bedeutendsten Bilder die Müggelsberge zu malen versucht. Sein Versuch ist glänzend geglückt. In feinem Sinn für das Charakteristische, das er in bloßer Wiedergabe des Alleräußerlichsten, in Darstellung halb knorriger, halb schlank majestätischer Fichtenstämme nicht finden konnte, schuf er die Landschaft zu einem historischen Bilde um. Was ihm dabei dienen mußte, war kein Zufälliges, kein Willkürliches; er wählte das, was seiner Phantasie als das einzig Richtige erschien und griff in die alten Traditionen der Müggelsberge zurück. Die höchste Kuppe ist einSemnonen- Lager. Schilde und Speere sind zusammengestellt; ein Feuer flackert auf.
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