Heinz Haute (Cottbus)
Fontanes Blechen-Bild
Skizzen zu einer Biographie des großen Landschaftsmalers Die Räte der Bezirke Potsdam und Cottbus haben in voller Erkenntnis ihrer kulturpolitischen Verantwortung vor Jahren alljährlich zu vergebende Preise zur Förderung von Kunst und Wissenschaft gestiftet, welche die Namen zweier großer Künstlerpersönlichkeiten der märkischen Heimat tragen: Potsdam vergibt regelmäßig einen „Theodor-Fontane-Preis", Cottbus einen „Carl-Blechen-Preis". Es liegt nahe, daß mit dieser Namensgebung zugleich eine wissenschaftlich-künstlerische Aufgabe verbunden ist, jetzt und in Zukunft noch weitaus mehr zu tun für die wahre Erkenntnis dieser beiden bedeutenden Künstlergestalten und einzutreten für eine allseitige Anerkennung ihres weit in die Zukunft hinein ragenden Gesamtwerkes.
Jenseits der ständig wachsenden Bedeutung seines realistischen Romanschaffens ist Theodor Fontane weitesten Kreisen als „Sänger der Mark", als Verfasser der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg" vertraut. Noch heute schulen sich angehende Schriftsteller an der scharfen Beobachtungsgabe und der hohen Erzählerkunst des Dichters. Ein Zirkel schreibender Arbeiter beim Kreiskulturkabinett Cottbus gab vor wenigen Jahren eine Anthologie unter dem Titel „Auf Fontanes Spuren" heraus. Und die Autoren bekannten sich im Vorwort ausdrücklich zu ihrem großen Vorbild, indem sie schrieben: „Auf den Spuren Fontanes wollen wir Neues entdecken und das Gesicht eines Landstriches zeichnen, über dem die Morgenröte des Sozialismus liegt" - nämlich Lübbenau, Lehde und Leipe, Stationen der Fontaneschen Reise vor reichlich hundert Jahren.
Carl Blechen, der bedeutendste Sohn der 800jährigen Stadt Cottbus, genialer märkischer Landschaftsmaler und Anbahner des Realismus eines Menzel, starb nach dreijähriger geistiger Umnachtung kaum 42jährig am 23. Juli 1840. Von ihm kann man also nichts über seinen großen Landsmann erfahren, der erst Jahrzehnte später die dichterische Laufbahn einschlug. Wie aber steht es mit Theodor Fontane? Was hat er von Carl Blechen gewußt und wie hat er ihn eingeschätzt?
Blechens bekannteste Biographen wie Professor Dr. G. J. Kern (Berlin 1911) und Harry Kieser (Verlag der Kunst Dresden 1954) lassen darüber nichts verlauten. Noch im Jahre 1937 schreibt Prof. Kern in dem Sonderdruck „Karl Blechen in der Gemäldesammlung seiner Vaterstadt Cottbus" über das von des Malers Heimatstadt erworbene Ölbild „Sandweg" in seiner Wirkung auf Kenner der märkischen Heimat: „Fontane, der ,Sänger der Mark', hätte sicher nicht mit Worten hohen Lobes gespart, wäre ihm diese lebendige malerische Verkörperung märkischer Landschaftsstimmung begegnet." Eingeweihte aber wußten seit langem, daß sich Theodor Fon-
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