Heft 
(1967) 5
Seite
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Heino Brandes (Potsdam)

Handschriften für ein Butterbrot

Das Anliegen des Symposions, das im Dezember 1965 aus Anlaß des drei­ßigjährigen Bestehens des Theodor-Fontane-Archivs der Brandenburgi- schen Landes- und Hochschulbibliothek in Potsdam durchgeführt wurde, bestand in einer klärenden Aussprache über .Theodor Fontanes Werk in unserer Zeit". Dabei ergab sich u. a.

.die übereinstimmende, immer wieder von allen Teilnehmern her­vorgehobene Feststellung, daß dieses Symposion einen Querschnitt durch den gegenwärtigen Stand der Fontane-Forschung gab, . . . daß der .alte Fontane' mit seinem.Stechlin", dem .Schach von Wuthenow", der »Effi Briest" und der »Jenny Treibel' im Mittelpunkt der neuen wissenschaftlichen Arbeit steht". 1

Der handschriftliche Nachlaß Theodor Fontanes bildet den wertvollsten Bestandteil des Theodor-Fontane-Archivs; die durch den 2. Weltkrieg, durch Plünderung und Diebstahl enstandenen Verluste sind sehr bedauerlich; mit viel Sorgfalt und Fleiß wird an der Erhaltung der verbliebenen Sub­stanz und an ihrer Ergänzung durch Ankäufe usw. gearbeitet.

Beim Symposion wurde u. a. auch erörtert, daß die Preußische Staats­bibliothek im Jahre 1933 den Erwerb des gesamten Nachlasses Theodor Fontanes ablehnte, daß ein durch Erbteilung verkleinerter Rest mit Vor­vertrag vom 18.12.1935 von Friedrich Fontane für 7 000 Mark dem Ober­präsidenten der Mark Brandenburg verkauft wurde. Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf den Originalvertrag und den Epilog Friedrich Fontanes -Der literarische Nachlaß Theodor Fontanes und die Preußische Staats­bibliothek" heißt es dann:

.liest man heute diesen Epilog, so bleibt unverständlich, selbst wenn man von den Verhältnissen des Jahres 1935 ausgeht, wieviel Unver­stand und Nichtachtung die Provinz Brandenburg dem handschrift­lichen Nachlaß dieses ihres größten Dichters bewies, wie es auch un­begreiflich bleibt, daß der gesamte noch vorhandene handschriftliche Nachlaß für ganze 7 000 Mark, also für ein Butterbrot, eingeschätzt und eingehandelt wurde." 2

Dieses .Butterbrot' hat offensichtlich Herrn Dr. Fricke nicht geschmeckt. In dem »Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte" (17. Band, S. 37), das in Westberlin »im Aufträge der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e. V." erscheint, schreibt er zu diesem Thema:

Das Pfennigdenken von damals ist für das Tausendmarkschein­denken von heute unbegreiflich. In Verkennung der Sachlage hat Dr. Heino Brandes, Direktor der Brandenburgischen Landes- und Hoch­schulbibliothek Potsdam, dem Verfasser beim Erwerb des Fontane-

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