Archivs „Unverstand und Nichtachtung", Einschätzen und Einhandeln „für ein Butterbrot" nachgesagt. Es wurde indessen nicht eingehandelt, sondern durch eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Fontane-Erben, Friedrich Fontane, dem Landesrentmeister Münkner und dem Verfasser ein Weg gefunden, die ursprüngliche Forderung voll zu befriedigen. Die Verantwortung trug allein der Landeshauptmann Dietloff von Arnim, wie schon 1937 in meinem Emilie-Fontane-Buch zu lesen ist und nicht, wie Brandes angibt, der Oberpräsident, der damals der NS-Gauleiter Kube war".
Leider bleibt nach dieser Darstellung nichts anderes übrig, als Herrn Dr. Fricke auf zwei sachliche Richtigstellungen hinzuweisen:
1. Der Vorvertrag, um den es hier ausschließlich geht, wurde am 18. 12. 1935 zwischen dem Verlagsbuchhändler Friedrich Fontane („vorbehaltlich der Zustimmung der Erben") und dem Pressereferenten Dr. Fricke vorbehaltlich der Zustimmung des Oberpräsidenten") abgeschlossen. Auf den Inhalt wurde - abgesehen vom Kaufpreis - nicht eingegangen, es wurde weder der Name Dr. Fricke (dem infolgedessen auch nichts „nachgesagt" wurde), noch die Namen Münkner, von Arnim oder des NS-Gauleiters Kube erwähnt. Sie sind auch während des Symposions nicht genannt worden (es wurde lediglich bedauert, daß Dr. Fricke aus Krankheitsgründen nicht erscheinen konnte), sie sind also in der Darstellung Dr. Frickes völlig aus der Luft gegriffen.
2. Und zum Butterbrot: In eben diesem Jahre 1935 wurde vom NS-Staat „geehrt"
a) vom Hamburger Senat mit dem Dietrich-Eckart-Preis (ehemals Les- sing-Preis!) und 10 000 Mark der Antikommunist E. E. Dwinger,
b) den „Nationalen Buchpreis" (12 000 Mark) erhielt 1935 E. W. Möller („der Dichter der Hitlerjugend"), für 1936 Gerhard Schumann (bei der Verleihung sprach er im einfachen Braunhemd vor den „Soldaten der Bewegung"), nachdem bereits im Jahre 1934 Hanns Johst („wenn ich Kultur höre, entsichere ich meinen Browning") dieser Preis des Goebbels-Ministeriums zuerkannt war,
c) den NSDAP-Preis für Wissenschaft und Kunst (20 000 Mark) erhielten im Jahre 1935 der „Rassenforscher" Günther und - schon wieder - Hanns Johst.
Und als die ganze humanistische Welt den tapferen Kampf Carl von Os- sietzkys durch die Verleihung des Friedens-Nobelpreises ehrte, verfügte der NS-Staat („die Annahme des Nobelpreises wird damit für alle Zeiten Deutschen untersagt") die „Stiftung eines deutschen Nationalpreises für Kunst und Wissenschaft in Höhe von je 100 000 Mark für drei verdiente
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