Heft 
(1967) 5
Seite
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mehr vor den Wirkungen des Restes von ehrgeiziger junkerlicher Selbst­herrlichkeit, der ihm noch innewohnt und dessen er sich zum guten Ende entledigen muß.

An dem Mangel, der sich hier zeigt, krankt Wagners Arbeit durchweg. Einen Roman, der - wie immer sie aufgefaßt wird - ganz und gar aus der Geschichte lebt, interpretiert er, ohne von seiner Geschichtlichkeit mehr wahrzunehmen als das äußerlichste sogenannte Zeitgeschehen. Er verharrt in der Gefangenschaft der immanenten Interpretation, ist aber obendrein gehindert, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Denn die Vorausdeutungen, auf die er sich beschränkt, erfassen trotz ihrer Wichtigkeit vom Verwei­sungszusammenhang des ganzen Romans natürlich bloß einen Bruchteil. Dem Gesamturteil, auf das es abgesehen ist, fehlt damit von vornherein die Grundlage.

Indessen erhebt Wagner die Integration der Teile ins Ganze zum Maßstab für den künstlerischen Wert des Werks. Es scheint, daß ihm als Muster ein Romantyp vorschwebt, von dem Bertolt Brecht sagte:Der bürgerliche Roman entwickelt im vorigen Jahrhundert ziemlich viel ,Dramatisches', und man verstand darunter die starke Zentralisation einer Fabel, ein Mo­ment des Aufeinanderangewiesenseins der einzelnen Teile." Wagner wen­det gegenVor dem Sturm" jedenfalls die Zufälligkeit und Willkürlich- keit mancher Partien ein.Sie retardieren unnötig lange die ohnehin schon langsam genug voranschreitende Handlung des Romans, führen vom Thema des Werkes ab und lassen das Interesse des Lesers erlahmen." (S. 133) Solche Partien gibt es. Die Kapitel 10, 18-25, 46, 47, 50, 79, 80, die Wagner nennt, gehören freilich keineswegs zu den Entbehrlichkeiten: ein Zeichen, daß hier die Thematik des Romans ebenso verengt worden ist wie das Formproblem.

Peter Wruck

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