Berlin, 28. Januar 90 Potsdamer Str. 134 c
Mein lieber Friedei.
Ich sitze noch immer so in Briefschulden und Besuchsverpflichtungen, daß ich Dir auch heute nur ganz kurz die Hauptpunkte schreiben kann. Also:
1. Du erhälst „Stine“ statt der kleinen Novellen.
2. Das Honorar, nach „Irrungen Wirrungen“ berechnet (denn „Stine“ ist kürzer) empfängt Theo. 6
3. Theo empfängt auch das im Steffenschen 7 Contrakt vorgesehne Honorar, wenn von „Irrungen Wirrungen“ eine 2. Auflage nöthig werden sollte.
Das, denke ich, genügt für heute. Du siehst, ich thue was ich kann. Geld nehme ich von Dir nicht an, — es fällt theils direkt an Theo, theils in eine Art Familienfond, über den ich mich mit Theo benehme.
Laß mich wissen, ob Du hiermit einverstanden bist. Wie immer Dein alter Papa.
Kissingen, 8. Juli 90, bei Gottfried Will.
Mein lieber Friedei.
Besten Dank für Deine letzte Sendung, Brief und Journal-Packet. Die Nummern sind sehr schwach; man merkt, daß Sommer ist und daß die Redakteure, muthmaßlich, ausgeflogen sind. Die Nachrichten über Lewys Mutter haben wir mit vieler Theilnahme gelesen; aber sie ist ja noch nicht alt und kann sich recht gut wieder 'rausmausern“, allenfalls auch ohne „Doktors“.
Heute sahen wir Deinen Freund Diettrich auf der Promenade, erkannten ihn aber erst, als er schon an uns vorüber war; nachher war er weg und nicht wiederzufinden.
Sei so gut, wo möglich umgehend, mir ein gebundenes Exemplar von „Irrungen, Wirrungen“ zu schicken, ich will es einer sehr netten, in Paris lebenden Dame, Frau Banquier Oppenheimer, überreichen ... Heut über acht Tage wollen wir mit dem Mittagszuge abreisen und gedenken gegen 1 Uhr Nachts in Berlin einzutreffen. Sei aber nicht auf dem Bahnhofe, man soll keines Menschen Nachtruhe nutzlos stören, — Dienstmann Rohstock (oder so ähnlich) wird durch Mathilde zum Koffer ’rauftragen“ engagirt werden. Ergeh es Dir gut und dem schützenseligen Berlin. Mama grüßt — Wie immer Dein alter Papa.
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