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in allen Stücken — Haltung, Gesicht, Wesen und Wissen — sehr viel Ähnlichkeit mit Hermann (ich meine natürlich nicht den Schneider), nur ist er nicht so grand, (wie Hermann bei ersten Begegnungen zu sein pflegt)“. 3 Einen Monat später, am 15. August, schreibt Fontane wieder an seine Frau, wie sich „Mr. Morris“ — es ist das erste Mal, daß wir ihn beim Namen erwähnt finden — über Fontanes Vorhaben, Unterricht zu erteilen, äußerte: „wenn ich Unterricht geben wolle, so setze er voraus, daß ich nicht Creti und Pleti, sondern die Söhne von vornehmen Leuten zu Schülern haben werde“. 4 Fontane freute sich, daß er doch den Eindruck eines Gentlemans sowohl auf Mr. Hudson und seine Tochter, wie auf Mr. Morris gemacht habe und zweitens ihren Forderungen an einen Sprachlehrer höheren Stils einigermaßen entsprochen haben muß. 5 Wir finden diese Stelle nicht unbedeutend: Fontane scheint die Rolle eines Gentleman gesellschaftskritisch nicht zu verachten, sondern im Gegenteil diese gerne zu spielen. Später mehr davon. Ferner merken wir, wie Fontane immer wieder die Klugheit und das Wohlunterrichtetsein seines jungen Bekannten zum Ausdruck bringt. In seiner letzten Äußerung über Morris während dieses zweiten englischen Aufenthaltes bemerkt er im Brief vom 30. August 1852 zu seiner Frau: „Die meisten Fortschritte (im Sprachunterricht) mach’ ich im Verkehr mit Dr. Morris.“ 6 Am Ende des Sommers 1852 kehrte Fontane nach Berlin zurück, um bei der Presse-Zentralstelle einzutreten. Dort schreibt er im darauffolgenden Jahr die Novelle „James Monmouth“, die Geschichte einer vom Bastard- Sohn Karls II. geführten Revolution gegen den katholischen König Jakob II. Herzog Monmouth landet in Westengland, findet bald viele Anhänger, verspricht ihnen u. a. „daß der Arbeiter seines Lohnes würdig sei“ 7 und schreibt „gegen Rom“ auf seine Fahne. Die Revolution scheiterte aber, und er wird von seinem Onkel hingerichtet, nicht jedoch, bevor Monmouth die Absolution von einem katholischen Priester empfing. Als eine Art Kommentar zur Handlung und gleichzeitig in der Geschichte eine Rolle spielend ist der „Harrison Club“, ein Verein, der gegen Stuart und gegen Rom orientiert ist. Der „jüngste im Club und Sekretär“ ist „James Morris“, und wenn die Mitglieder Zusammentreffen, wird er gebeten, das satirisch gegen die Stuart-Dynastie gerichtete Lied vorzulesen. „Und nun, James Morris, gib’ uns dein Stuart-Lied.“ 8 Inwiefern diese Gestalt eine Anspielung auf den wirklichen James Morris ist, ist leider nicht zu belegen. Die Eigenschaft der Jugend und des Namens, sowie das antikatholische bei der Novellengestalt „James Morris“ scheinen jedoch auf eine Ähnlichkeit zwischen dieser Gestalt und Fontanes Freund hinzuweisen.
Nun zurück zu Morris selbst. Zur damaligen Zeit soll James Morris der Familienarzt der Millais-Hodgkinson-Familie gewesen sein. Der Vater von John Everett (später Sir) Millais (1829—1896) — einer der Gründer der
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