Issue 
(1969) 9
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haben, welchen sie wollten, teilzunehmen. Immer zu ihrem (danach gestrichen: bescheidnen] Teile, denn ihre Mittel waren sehr bescheiden. Sie war in der Stadt sehr beliebt und sehr angesehn, sowohl um ihres Namens wie ihres Wan­dels und ihrer Herzensgüte willen, ganz besonders bei den alten pensionierten Offizieren, deren eine ziemliche Zahl in der kleinen Stadt lebte, jeder gefiel sich in Aufmerksamkeiten, am meisten der alte Oberst Krake von Torden- skjöld, der zuletzt Kommandeur eines pommerschen Festungsartillerie-Regi­ments gewesen war. Er war erst Mitte Fünfzig, gut aussehend [ danach ge­strichen: sehr artig, sehr], ebenso ritterlich gegen Damen, wie er bärbeißig im Dienst gewesen war - und hätte sich in Myslowitz, wo er seit einem Jahr lebte, ganz glücklich gefühlt, wenn er nicht in ewiger Not mit seinem Pferde gewesen wäre. Die Stadt hatte keine Ställe und was es davon hatte, war von so plebejer Natur, so durch Ackergäule verseucht, daß es ihm widerstrebte, sein schönes Pferd, das er noch bei der Kanonade von Wörth geritten hatte, darin unterzubringen.

Ja, Krake", sagte ein andrer alter Oberst,sonst hieß es ein Königreich für ein Pferd, jetzt heißt es bloß noch ein Königreich fürnen Stall. So kommt man runter.. . Wir müssen sehn, daß wir wieder eintreten." Aber davon wollte Krake von Tordenskjöld nichts wissen. Er hatte 2 Jahr lang in der Furcht vor dem blauen Brief gelebt und war froh, aus diesem Bangen herauszusein. Es war ein Gasthaus da, wo Krake seinen Frühschoppen nahm, in dessen Stall stand das Pferd wie auf Borg.Herr Oberst werden schon mal was finden, bis dahin ( danach gestrichen: muß] wird es schon gehn." Der Gasthausbesitzer wollte nämlich selber Pferde einstellen, um, wenn Gäste ins Gebirge wollten, die Fuhren [ darüber: Pferde] selber stellen zu können.

*

Es war um die Stachelbeerzeit. Melusine von Cadoudal hatte den ganzen Mor­gen über in ihrem Garten gepflückt und war noch an demselben Vormittage an ein Einkochen gegangen, eine alte Kochfrau war ihr dabei an die Hand ge­gangen und hatte dabei ein halb wissenschaftliches Gespräch mit Melusine ge­führt.

Ich nehme jetzt immer eine Prise von einem weißen Pulver [danach gestri­chen: das sie Salizyl nennen], den Namen will ich lieber nicht sagen, weil er falsch sein könnte, und dann lachen die Herrschaften, aber es ist was, was alles Verderben hindert, und wenn man viel davon nimmt, ist es gegen Ver­giftung und Rheumatismus." Melusine hatte von dieser Neuerung nichts wis­sen wollen und sich darauf berufen, daß man's [danach gestrichen: mit mehr Zucker] auch zwingen könne, wenn man's recht fest und recht süß einkoche. Und nun standen die Gläser da und kühlten aus, und gegen Abend band Melu­sine die Glashafen mit Pergamentpapier zu und schrieb drauf: Eingemachtes. Stachelbeeren. 6. 6. 75. Dann stellte sie die Gläser auf das Fensterbrett des off­nen Küchenfensters und sah über den Hof fort in den dahintergelegenen Garten hinein, auf dessen mit Strauchobst besetzten Mittelgang die schon tief stehende Sonne schien. Ein Gefühl des Dankes über den kleinen freundlichen Besitz, in dem sie nun schon 7 Jahre lebte, kam über sie, aber doch auch eine

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