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Theodor Fontane
Der Westfälische Frieden
( 1849 )
Herausgegeben und kommentiert von Joachim Krueger Personen
Johannes Pinne, Schuster Elisabeth Pinnin, seine Ehefrau Melchior, Soldat Lude )
Fritze ) beider Kinder Jacob Dämelack, Lehrbursche Ursula, 53 Jahre alt, Dienstmädchen,
Jacob Dämelacks erste Liebe
Schauplatz: Berlin, Siebengasse, Pinnes Wohnung. Zeit: 1648
Max Mila Emilie Pauline Lieschen Pfeiffer (7)
Jenny
Szene I.
Ursula. Muß mich nur sputen. Es schlägt schon 6. Der Meister muß gleich kommen. So, hier noch ein Licht her und den Grützkuchen in die Mitte und hier den Kranz. Na, er wird sich freun, er sieht doch die Liebe. — Juter Mann, der Pinne. Wie’n Kind und doch eip Mann. Jute Frau auch, die Elisabeth Pinnin; aber er ist besser, ja, er ist besser, dabei bleib ich. — Heut sind’s 30 Jahr, und sein Geburtstag war wie heut, da heirateten sie sich — war ein schmuckes Paar. Ich ging gerade mit dem Lohgerbergesellen damals; dachte auch, würde was werden. Na, ’s war ein Sausewind; wer weiß, wozu’s gut war. Jetzt ist er tot, Gott hab ihn selig. Ja, Ursel ist bloß Ursel geblieben und hat niemand nich auf der Welt als den guten Pinne und die gute Pinnin und den Jacob. Ja, den Jacob — ach, ich war nie eine Mutter oder sonst so was, aber ich lieb ihn wie meinen Sohn. O Jacob 1
Jacob. Guten Morgen, Ursel.
Ursel: Guten Morgen, Jacobehen.
Jacob. Na, gut geschlafen?
Ursel. Ich — schlafen, Lieber Jacob, wie könnt ich?
Jacob. Na, warum denn nich?
Ursel. Junger Mensch, man hat so seine Gedanken. Wenn man seinen Lebenszweck verfehlt hat, — doch das verstehn Sie nicht, Jacob, Sie sind Schuster, Sie erfüllen den großen Zweck Ihres Lebens, aber ich —
Jacob. Ach. Ursel (er weint) O, Ursel, ich verstehe. O, warum bin ich kein Prinz.
Ursel. Sprechen Sie deutlicher, junger Mann.
Jacob. Ach, Ursel.
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