Pinne, (leise vor sich hin) Sonderbare Anspielungen von solchem Jungen.
Jacob, (fortfahrend)
Hab Freude stets an deinen Kindern Und Leder stets von guten Rindern;
Dein Leben aber, das ist das Best,
Sei wie Pichdraht zäh und fest.
(verbeugt sich graziös)
Pinne. Ich danke Dir, Jacob, bist ein braver Junge, etwas grob, aber das schadt nichts. Siehst so dämlich aus, aber hast es in Dir, Mordjunge; der Küster an der Klosterkirche macht es nicht besser. Na, ich werde den Knieriem jetzt seltner tanzen lassen, das versprech ich Dir. Dichter und Knieriem, das reimt sich denn doch nicht zusammen. Nicht wahr?
Jacob. Eis ist wenigstens allemal ein Reim, der mein Gefühl aufs Tiefste verletzt.
(Ursel und Jacob ab) (Frau Pinnin, Lude, Fritze)
Pinne. Ach, da kommen sie ja. Guten Morgen, Mutter. Guten Morgen, Kinderkens.
Elisabeth, (stürzt auf Pinnen los, umarmt und küßt ihn und schluchzt vor Rührung) Mein lieber Pinne!
Pinne. Meine gute Elisabeth, Weib, Mutter meiner Kinder! (Pinne heult auch)
Elisabeth. Pinne, heut ist Dein Geburtstag, und wir sind heut 30 Jahr verheiratet. Wir haben uns manchmal mißverstanden —
Pinne, (seufzend) Ja! Manches Mal mißverstanden!
Elisabeth. Die Leute sagen, wir hätten uns gezankt. Aber das ist nicht wahr, das ist eine schändliche Lüge; (wütend) ich kratze jedem die Augen aus, der das sagt. Pinne, Du bist immer mein lieber, guter, alter Pinne gewesen. Ich mich mit Dir zanken? Ich könnt es gar nicht. Kleine Meinungsverschiedenheiten, abweichende Ansichten, mit Feuer vertreten, weiter nichts.
Pinne. Weiter nichts. Und ich hatte immer unrecht.
Elisabeth. Nein, Pinne, nicht immer.
Pinne. Immer unrecht! Laß doch! ’s kommt ja nicht drauf an.
Elisabeth (mit Nachdruck) Pinne, ich sage Dir, Du hast nicht immer unrecht gehabt; und wenn ich das sage, dann ist es so. Verstehst Du? Ich kann keinen Mann gebrauchen, der immer unrecht gehabt hat, ich will’s auch mal gehabt haben, hörst Du, ich will, Pinne. Du wirst Dich jetzt entsinnen, hoff ich.
Pinne. Ja, ja, mir ist es jetzt so, ja, ja.
Elisabeth. Jungens, nun macht Euren Diener; - so! Nu, Lude, fang an, sag Deinen Vers, aber stottre nicht, Junge, sonst — na, Du weißt schon.
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