Manuskripte heranzukommen. Er hatte Verwandte in Berlin, die Hakes, die sich seiner annahmen. Julie von Hake war Max Müllers Tante. Er verkehrte auch viel im Haus des Malers Wilhelm Hensel, der mit Felix Mendelsohns Schwester Fanny verheiratet war und in deren Salon er auch am kulturellen Leben Berlins teil hatte. Audi bei Bettina von Arnim und Varnhagen von Ense machte er Besuche. Als Sohn des Dichters Wilhelm Müller war er überall willkommen. Aber sein Leben war voller Ungewißheit, was die Zukunft anbetraf, und es überkamen ihn Stunden der Verlorenheit, wie er sie in einem Brief an die Mutter schildert: „Wenn ich hier auf meiner Mansarde sitze und zwei, drei Tage hintereinander keinen Bekannten bei mir sehe, so komme ich mir vor, als säße ich in dem ärgsten Neste auf dieser Welt.“ (25. Oktober 1844). Dann mußte Fontane herhalten, besonders nach der Abreise von Leopold Prowe, der wohl Müller am nächsten stand.
Fontane mag in dieser Zeit ohne dringende Zukunftssorgen gewesen sein, da das Jahr durch den Militärdienst ausgefüllt war. Auch wurde in diesen Monaten die Beziehung zu Emilie Rouanet wieder aufgenommen, obwohl in Max Müllers Tagebuchaufzeichnungen diese nie erwähnt wird. Außerdem festigte sich der Kontakt mit dem Tunnel. Und doch lassen die Tagebuchblätter erkennen, wie sehr sich die beiden Freunde brauchten und wieviele Abende sie in eifriger Diskussion verbrachten. Sie füllen eine wesentliche Lüche in der Chronik Fontanes.
Auszüge aus Max Müllers Tagebuch, das am 20. April 1844 in Berlin beginnt, und aus Briefen an seine Mutter. 11
Brief an die Mutter von Anfang Mai 1844.
Nach Erwähnung von Prowe, der endlich zu ihm gekommen sei, schreibt er:
»[•••] Von Bekannten habe ich dann noch Vogel und Fontane, die ich jedoch auch selten bei Tische treffe. Das Essen ist nicht schlecht und kostet 5 Sgr. [..
Aus Tagebuch.
„27. April Sonnab. Früh zu Haus. Mittag fand ich Fontane als Kaiser-Franz-Grenadier bei Rosch; viel zusammen gesprochen. Dann bei ihm Kaffee getrunken. Klosterstr. 64. Schlechte Wohnung. Um 5 kam er zu mir und blieb abends, wo wir uns viel erzählten, und endlich viel über Göttliches und Menschliches sprachen. Er, transzendent, ich, immanent; s’ist ein braver Kerl, der viel Pech auszustehn hat. Über Schauenburg erfuhr ich viel Unangenehmes, was mir leid tut; man täuscht sich so oft in sich, warum nicht auch in andern. — Ein Urteil ist schwer! —
7. [Mai] Dienstag. Mittag mit Prowe und Bordiert bei Rosch. Dann zu Haus. Abends besuchte mich Fontane. Prowe bummelt recht, es fehlt ihm Energie.