Heft 
(1980) 31
Seite
562
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Essen - Schlafen! Das Arbeiten in den MSS ist etwas langwierig, doch finde ich sehr viel Interessantes [...]

Der Pariser Aufenthalt währte nicht lange, aber er war von Bedeutung, weil sich hier seine Forschungspläne kristallisierten und er das Werk begann, das ihm später Anerkennung und Ruhm bringen sollte: die Edition und Veröffentlichung der Rigveda, des ältesten Denkmals des indischen Schrifttums. Mit Alexander von Humboldts Empfehlungsschrei­ben kam er zur Bibliotheque Royale und schon am nächsten Tag war er an der Arbeit an den dortigen Manuskripten. Auch von Professor Bumouf, dem französischen Sanskritforscher, wurde er mit der größten Höflichkeit empfangen,such as I had not been accustomed to before, schreibt er in seiner Autobiography. 16 Burnouf unterrichtete den jungen Max Müller nicht nur über alle in der Bibliotheque Royale vorhandenen Manuskripte, sondern lieh ihm auch seine eigenen zum Abschreiben. Was für ein Unter­schied zu der frustrierenden Erfahrung in Berlin. Auch das wirft ein Licht auf die vormärzlichen Zustände dort.

Da Max Müller nun auch wichtige Manuskripte brauchte, die sich bei der East India Company in London befanden, machte er sich am 9. Juni 1840 nach London auf. Damit war sein Schicksal besiegelt. In London nahm sich Bunsen bald seiner an und erreichte, daß die East India Company dem jungen Gelehrten nicht nur die Manuskripte zur Verfügung stellte, sondern schließlich auch die finanzielle Verantwortung für die Edition und Ver­öffentlichung übernahm. Damit war er auch wirtschaftlich einigermaßen gesichert, um diese große Arbeit überhaupt auf sich nehmen zu können. Im Mai 1848 zog Max Müller nach Oxford, da die Oxford Unlversity Press den Drude besorgen sollte. Als er am 6. Januar 1849 wieder einmal sein Tagebuch zur Hand nimmt, sehen Gegenwart und Zukunft sehr anders aus; Welch eine Pause! Durch Zufall fällt mir dies Buch heute in die Hand ich lese und kann kaum glauben, daß ichs gewesen bin. Vier Jahre hin und vielleicht die bedeutendsten für mein Leben. Nun ich kenne sie, wenn ich sie auch nicht nieder geschrieben. Aber ist ganz interessant für spätere Jahre so kleine Notizen zu lassen, und so will ich einmal wieder versuchen! Ich habe Hag[edom] über­wunden, von Goldstücker und Trithen 17 gelernt, und bin bei Bunsen. 688 Seiten vom Veda sind gedruckt, und mein Weg so ziemlich klar. Ein Stern ist noch in Wolken gehüllt wie Gott will!

Es folgen Auslassungen über die politischen Geschehnisse.Und nun erst die Politica! wo da anfangen! Erst erwähnt er die Februar-Revolution in Paris und dann:In Deutschland alles schwankend, nur durch Bayonette gehalten [...]. Dann Bemerkungen über Bunsen und dessen Verhältnis zu Stockmar.

Max Müller war, wie wir sehen, gewissermaßenangekommen. Bezeich­nend ist die kurze Phraseund bin bei Bunsen. Er vergaß aber die alten Freunde nicht, und wenn der Weg ihn in diesen Jahren nach Deutschland führte, so suchte er sie auf. Allerdings traf er nicht Fontane im Jahre 1846, was aus Fontanes Brief an Wolfsohn vom 10. November 1847 hervor-