allerdings um eine ebenso außerordentliche frühe Reife und Erfüllung. “When Max Müller ended his Wanderjahre by taking up residence at Oxford“, schreibt sein jüngster Biograph, “he was six months short of being twenty-five, and his Personality, in its dual aspect of mind and character, was already formed in its structure and functioning. After that, so far as his own development was concemed, he was to go on adding to the content of his mind.“ 43 Wieviel länger und wieviel komplizierter war der Prozeß der Entwicklung bei Fontane, was keineswegs nur den äußeren Umständen zugeschrieben werden kann. Ja, er hatte viel Pech, wie Max Müller schon in seinem Tagebuch von 1844 notiert, und Max Müller, der trotz aller Ehrungen — und es waren derer unglaublich viele — bescheiden blieb, empfand sich als „Hans im Glück“. 44 Aber wie Fontane an James Morris schreibt, als er in Müllers Erinnerungen die Wendung “he struggled hard“ auch auf sich angewandt fand und den Zusatz „daß vielleicht mehr aus mir geworden wäre, wenn mich das beständige ‘hard struggling 1 nicht zurückgehalten hätte“: „Das mit dem ‘struggling* hat äußerlich seine Richtigkeit; aber auch wenn ich weniger ‘gestruggled' hätte, mehr wäre doch nicht aus mir geworden. Das Bißchen, was in mir war, ist auch so rausgekommen.“ 45 Und es war nicht nur ein Bißchen. „Ich habe ein Talent mir das ruhig gefallen zu lassen und meinen Weg unangefochten weiter zu gehen“ schrieb der arme Literat angesichts des von Erfolg gekrönten Gelehrten im Jahre 1856. Ein Gelehrtenleben und ein Dichterleben sind anderen Gesetzen unterworfen. Die Wissenschaft schreitet schnell voran; aber Dichtung ist langlebiger.
Anmerkungen
1 Th. Fontane, Von Zwanzig bis Dreißig, München: Nymphenburger Verlagshandlung 1967 (Bd. 15 der Nymphenburger Ausgabe; weiterhin angeführt als NyA), S. 89.
2 Ebd., S. 98 f.
3 F. Max Müller, Auld Lang Syne, Bd. 1, London and Bombay 1898. S. 53 f.
4 F. Max Müller, My Autobiography. A Fragment, London and Bombay 1901, S. 114.
5 Ebd., S. 115. - In diesem Zusammenhang soll auch auf einen Brief Max Müllers vom 26. September 1898 an Mrs. Welsch (Frau eines Professors) aus Dresden hingewiesen werden, in dem er den Tod Fontanes beklagt und schreibt: “He had to live through many hard days, and at last became a sort of Government hack, but never sank a low as Busch, Bücher [gemeint Bücher?) etc.“ In: The Life and Leiters of Friedrich Max Müller, ed. by his wife, Bd. 2 London, New York and Bombay 1902, S. 375. Weiterhin angeführt als: Life and Letters of F. Max Müller.
G Es heißt in Max Müllers Autobiographie: “I Joined a Student Club which formed part of the Burschenschaft, but which in Order to escape prosccution adopted the title of Gemeinschaft“ (vgl. Anm. 4, S. 113).
7 Christa Schultze, Fontane und Wolfsohn. Unbekannte Materialien. In: Fontane- Blätter, Bd. 2, Heft 3, 1970, S. 151—171; Dieselbe: Fontanes „Herwegh-Klub“ und die studentische Progreßbewegung 1841/42 in Leipzig, ebd., Bd. 2, Heft 5, 1971, S. 327—339; Dieselbe: Fontanes Beziehung zu Hermann Schauenburg, ebd. Bd. 4 , Heft 5, 1979, S. 428-438.
3 Christa SChultze, Fontane und Wolfsohn, a. a. O. S. 159.
9 Vor allem in Emst Keils „Unser Planet“ (unter dem Pseudonym „Dessauer“). Die in NyA, Bd. 15, S. 495 als Müllers Publikationsorgan während der Leipziger Zeit angegebene Wochenzeitung „Der Wandelstern“ erschien erst seit 1845.
10 Life and Letters of F. Max Müller, Bd. 1, S. 19. - Beide Briefe sind hier ln englischer Übersetzung gegeben. Die deutschen Originale sind nicht mehr vorhanden.
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