men ein (45 000 Mark, „auf einem Brette“, vgi. SzL,269—586, AzL,99—325). I(: Hatte er den religiösen Unsinn eines Redwitz und seine Massenverbreitung (1853) noch für eine Einzelerscheinung gehalten, so wurde ihm an Erfolgsdichtem der „Gartenlaube“ (Schrattenthal), für die er auch schrieb, klar, daß dies kein Enizelfall war, daß die Formel „Kunst ist nichts, Geheimrat ist alles“ (1896 an Heilborn, SzL/271) die Mißachtung des „ganzen Metiers“ (ebd.) bedingte, zumal das Verhalten der Schriftsteller in dieser Situation, das „a tout prix Geld verdienen wollen“, den Geschmack des Publikums verderbe, wie es von diesem abhängig sei.
1881 beklagte er die Diskrepanz (anläßlich von Dahns lobender Rezension über J. Wolffs „Tannhäuser“): „Deutschland ist entweder verdreht oder ich ...(an Heilbom, s. o.), „ ... wenn man so Umschau hält, kann einen der Menschheit ganzer Jammer erfassen. Ich spreche natürlich nur von Deutschland... Liegt es daran (Menzel hat es oft behauptet), daß der Deutsche von Natur kunstfremd ist, oder beherrscht der Borussismus alle Gemüter derartig, daß auch die Klugen und Talentvollen wie von selbst in den Strom der Staatlichkeit einmünden?“ (SzL/271).
Eine Fortführung dieser Ansichten kann man in zweierlei Richtung verfolgen. Einmal im poetischen Werk (von „Frau Jenny Treibei“ bis zu „Mathilde Möhring“ und den diese Produktion begleitenden Briefen und Kritiken), zum anderen in der noch nicht vollständig aufgearbeiteten Verlegerkorrespondenz. Welche Möglichkeiten hier verborgen liegen, sei abschließend durch zwei Hinweise angedeutet.
(9.4) Ende der 70er Jahre, als die naturalistische Bewegung sich zu formieren beginnt, den Markt erobern will, setzt eines ihrer (später) führenden Organe, das „Magazin für die Literatur des In- und Auslandes“ (Herausgeber W. Friedrich, Leipzig) mit einer breiten Palette bereits etablierter, anerkannter — und aus der Sicht der jungen Oppositionellen — konservativen Schriftsteller an.
Fontane zählt zunächst zu den Mitarbeitern, wird aber später, Anfang und Mitte der 80er Jahre, im Zusammenhang mit einer zunehmenden Radikalisierung des Blattes, mit anderen älteren Autoren zurückgedrängt. Die Auflagenköhe des Blattes stieg ständig: von 1 500 (1878) auf 5 000 (1884). Hellge interpretiert den Vorgang folgendermaßen: Indem sich Friedrich zunächst „marktkonform“ verhalten habe, eine Basis im Bildungsbürgertum geschaffen, habe man behördliches Eingreifen vermieden, späterhin von diesem Kapital zehren können. Fontanes „Vor dem Sturm“ sei in dieser ersten Phase einem interessierten Publikum bekannt gemacht worden, spätere Werke in nur geringem Maße bzw. in diesem Blatte überhaupt nicht. 17 In diesem Sinne ist Verlagsgeschichte Teil der Literaturgeschichte.
Aber auch im Alter mußte Fontane bis zuletzt taktieren, um seine Arbeiten in renomierten Verlagen unterzubringen. Am günstigsten erschlossen sind wohl seine Briefe an Rodenberg, den Herausgeber der „Deutschen Rund - schau“. Darin kommt Fontane direkt auf seine Sorgen mit dem Verleger zu sprechen. 18 Und erst kürzlich wiederaufgefundene Briefe Rodenbergs
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