tanen geht“ 7 . In einem anderen (undatierten) Brief, der aus dem Herbst 1848 stammt, fragte die Lewald bei Lepel an: „Was macht der prächtige Fontänen? Haben Sie den schon gesehen, seit Sie in Ihrem kleinen Buon ritiro sind?“ 8
Auch auf Adolf Stahr müssen nicht nur die Gedichte Fontanes, sondern vielleicht noch mehr die Mitteilungen Lepels über Fontane und dessen Tun und Lassen einen starken Eindruck gemacht haben. Besonders die unterschiedlichen, ja, gegensätzlichen politischen Einstellungen Fontanes einerseits und Lepels andrerseits beschäftigten den rührigen Publizisten Stahr im Revolutionsjahr 1848 so lebhaft, daß er der Lewald am 17. Juli 1848 den Plan eines neuen Romans unterbreitete, in dem Fontane und Lepel mit den Barrikadenkämpfen vom März 1848 und der Erstürmung des Zeughauses vom 14. Juni 1848 in Verbindung gebracht werden. Stahr schrieb von Oldenburg aus an Fanny Lewald, die sich in Hamburg befand: „Das .Militär* muß untergehen, wenn der wahre, wehrhafte Bürger zum Dasein kommen soll. Dies ist — soweit ich sehe, und ich habe darüber viel gedacht — das Terrain für Deine nächsten Schöpfungen sozialer Romane. [...] Mit dem bisherigen Militärbegriff steht und fällt der Monarchismus. Natzmer, Techow und der Zeughaussturm' 1 , die Berliner Märztage geben Stoff zu einem Roman, in dem sich alle Interessen der Gegenwart wie Radien im Mittelpunkte vereinen. .Der Offizier*, so müßte der Roman heißen. Die abrichtende Erziehung, die Standesehre, die Vorurteile der Herkunft, das Gamisonleben, das alles müßte sich bis zu dem Konflikte der Mfirztage zusammenbauen. Dein Lepel könnte Dir die Studie sein, adlig, Poet, unglücklich liebend (ein Mädchen aus dem Volke), ein Freund aus dem Volke (Fontan), auf den er Feuer kommandieren muß in der Barrikadennacht, dann sein Gebrochensein, seine Übergabe des Zeughauses in jener Nacht — seine Verurteilung selbst durch die Besten als notwendig erkannt — sein Selbstmord. Da hast Du einen Roman fix und fertig. Jetzt komm und gib mir ein Küßchen für den schönen Plan, den ich geschrieben. Und dazu Deine Beobachtungsgabe, die Frische der Tatsachen, die Fülle des unterstützenden Realismus! Ich denke, Du benützt das alles. Fontan ist vielleicht auch Freiwilliger in Lepels Kompanie. Er soll auf das Volk feuern, er will nicht, er weigert sich laut, er wird Meuterer, er fordert in der Glut der zornigen Begeisterung die Truppe auf, seinem Beispiel zu folgen, — nicht zu schießen auf das unbewaffnete Volk, das im Recht ist, und sein Freund, der Offizier, der getreue [?] Leibwächter des Königs — der Mann von Ehre - muß den Freund niederstoßen, wenn er sich nicht verhaften lassen will. Ich bin ganz voll von der Szene. Denk Dir dazu die Schwester Fontanes.“ 10
Aus diesem Plan zu einem Roman geht hervor, daß Stahr, der sich übrigens im März 1848 in Berlin aufgehalten hatte, mit Fontanes Einstellung, zumal mit dessen Bekenntnis zur Revolution, recht gut vertraut gewesen sein muß. Denn wie hätte er sonst auf den Gedanken kommen können, Fontane und Lepel ln einer solchenn revolutionären Situation zu konfrontieren. Es war überdies sicher kein Zufall und verdient daher Beachtung, daß Eontane in Stahrs Romanplan als „Freund aus dem Volke auftritt.
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