Heft 
(1980) 31
Seite
632
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In dem KapitelKronprinz Friedrich in Neuruppin werden zwei Bild­nisse erwähnt, die die Kaiserin Katharina II. von Rußland und die Königin Maria Antoinette von Frankreich darstellten. Nach Ansicht des Schriftstellers kamen sie durch Prinz Ferdinand, den jüngsten Bruder König Friedrich II. und Nachfolger als Chef des Regiments, nach Neu­ruppin. Erhalten geblieben ist das Porträt der Katharina II., über das Th. Fontane folgendes schrieb:Was die Porträts selber angeht, so macht das der schönen Habsburgerin einen sehr gefälligen Eindrude, während das der Kaiserin Katharina mit dem Andreaskreuz auf der Brust nicht bloß durch Umwandlung aus einem ursprünglichen Kniestück in ein Bruststück, sondern weit mehr noch durch einen plump aufgetragenen Firnis an Wert und Ansehen verloren hat. Die Transponierung in ein Bruststück erfolgte, wie mir der gegenwärtige Besitzer vertraulich mit­teilte, lediglich unter Anwendung einer großen Zuschneideschere und war nötig, weil die ganze untere Partie der Kaiserin schwer gelitten hatte. Der Erzähler selbst ahnte dabei nichts von dem Bedeutungsvollen seiner Tat, am wenigsten aber von der historischen Gerechtigkeit, die die große Zusdineidesdiere geübt hatte. Das Bildnis war zu dieser Zeit im Besitz eines Bankiers Haupt. Nach einem alten Etikett, das auf den Rahmen geheftet war, hing das Bild ehemals im alten Rathaus. Das Gemälde wurde 1965 restauriert, da es ein tellergroßes Loch aufwies und der plump aufgetragene Firnis durch starke Hitzeeinwirkung Ölfarbe und Leinwand zusammenschrumpfen ließ. Der Maler des Bildes ist nicht bekannt, da eine evtl, vorhandene Signierung ebenfalls derZuschneide­schere zum Opfer fiel.

Das vorerwähnte Kapitel endet mit der Beschreibung eines Besuches im Knobelsdorfftempel, zu dem Alexander Gentz seinen Gast Th. Fontane eingeladen hatte. Stimmungsvoll schildert der Dichter seine Eindrücke. Und dort ist er selbst, der seinem Jahrhundert den Namen gab. Aus der Nische hervor leuchtet sein Auge, um ihn her aber, an den Wand­pfeilern entlang, schließt sich ein bunter Kreis von Zeitgenossen: Prinz Heinrich und Voltaire, Zieten und Lessing, Gluck und Kant. Bei dieser Aufzählung handelt es sich um ein Marmorrelief mit dem Seitenprofil des jungen König Friedrichs II., vermutlich ein Geschenk an seine Schwester Wilhelme von Bayreuth, das Alexander Gentz aus dem Schlosse Erlangen für die Ausgestaltung des Tempels erwarb, und um sechs Gipsbüsten. Prinz Heinrich hatte seine Büste dem Obersten von Tschammer für die Ausschmückung des Tempels geschenkt, und sie war als einziges Inventar des ehemaligen kronzprinzlichen Musentempels in den Besitz der Familie Gentz gelangt, die die fünf anderen Porträtbüsten dazu erwarb. Die Büsten und das künstlerisch besonders wertvolle Marmorrelief sind heute Bestandteil der Museumssammlung.

Im Kapitel über denMaler Wilhelm Gentz wird bei der Aufzählung der von ihm gemalten Bilder auch das Porträt des Vaters Johann Christian Gentz erwähnt, das in fünf Tagen entstanden war. Allerdings stimmen die von Fontane angegebenen Vornamen Ch. Fr. = Christian Friedrich nicht. Von diesem Bilde erhielt das Museum 1965 durch einen Studenten