frischen und anschaulichen, weil überall aus der Erlebnisfülle schöpfenden Unterwegs-Gespräche. Mit einer wahren Herzensfreude denke ich an jene Sommer-Nachmittage zurück, wo wir von den Dörfern und Ziegelöfen am Schwielow-See heimkehrend, auf einer vor ein paar ausgebauten Häusern von Alt-Geltow liegenden Graswalze zu rasten und unser sehr verspätetes Vesperbrot aus freier Hand einzunehmen pflegten, ohne daß der Redestrom auch nur einen Augenblick gestockt hätte. Da vergaßen wir denn der Flüchtigkeit der Stunde, bis die Mondsichel über den kleinen Giebelhäusern stand..."
Heinrich Theodor Wagener, in den Havelland-Kapiteln „unser Erzähler“ oder „unser freundlicher Führer“ genannt, wurde am 21. 12. 1832 in Potsdam geboren und besuchte hier, später in Köpenick, die Lehrerseminare. Im April 1852 trat der Neunzehnjährige seinen Dienst als Lehrer an der Garnisonschule zu Potsdam an 1 . Die Gamisonschule war eine Bildungseinrichtung, an der die Kinder der Berufssoldaten, des Hof-Dienstpersonals und, ab 1811, der Gewehrfabrikarbeiter unterrichtet wurden 7 . Nach der Schließung dieser Schule wurde Heinrich Wagener für ein Jahresgehalt von 1 050 Mark „zum ordentlichen Lehrer an unseren städtischen Schulen vom 1. October 1876 ab gewählt und berufen“ und erhielt eine Stelle an der 1861 eingerichteten und 1876 erweiterten Mädchen-Mittelschule, die allgemein als „Charlottenschule“ bezeichnet wurde, da sie in der Charlottenstraße stand 3 .
Schon als junger Lehrer entwickelte Heinrich Wagener seine heimatgeschichtlichen Interessen. Es muß vermutet werden, daß er hierfür wesentliche Anregungen von seinem Vorgesetzten, dem Gamisonschul- direktor Ostmann, erhielt. Ostmann hatte 1862 zusammen mit Louis Schneider 4 den Aufruf zur Gründung des „Vereins für die Geschichte Potsdams“ unterzeichnet. Dieser Aufruf erfolgte nicht öffentlich, sondern wurde an interessierte Bürger gesandt. Am 30. September 1862 saß Wagener neben Ostmann und Schneider, dem Gartendirektor P. J. Lenne, den Hofgärtnern Herrmann und Emil Sello, dem Lehrer Riehl, dem Architekten v. Arnim, dem Zuckerfabrikbesitzer v. Jacobs, neben Offizieren, Beamten, Predigern und Lehrern in der Gründungsversammlung des Vereins im Saal der Gamisonschule 5 .
Ein Jahr später hielt Wagener seinen ersten Vortrag zur „Geschichte der Heiliggeistkirche“, die er nach Aktenmaterial und den hinterlassenen Manuskripten des Stadtschuldirektors Samuel Gerlach (1711—1788) zusammengestellt hatte 6 . Als der Verein, der bis 1872 als zwanglose Interessengemeinschaft existierte, sich konstituierte, wurden die Lehrer Riehl und Wagener zu Schriftführern gewählt 7 . Beide hatten sich durch eine sehr rege Mitarbeit im Verein hervorgetan. Als der Verein seine Tätigkeit im Jahre 1880 vorläufig einstellte, hatte Wagener in den bis dahin erschienenen 8 Bänden der Vereinsmitteilungen 33 Arbeiten veröffentlicht, dazu kamen zahlreiche Mitteilungen und Anregungen, die er in den Sitzungen gab.
Nach dem Tode des Mitbegründers und aktiven Vorsitzenden Louis Schneider (1878) stagnierte das Vereinsleben. Am 25. 2. 1880 beschloß man,