ordnetenvorsteher Pusch, der Stadtrat Vorkastner als Magistratsvertreter, Lehrer, Lehrerinnen und Schulklassen. Den Kranz des Vereins für die Geschichte Berlins überbrachte der Schriftführer Dr. Brendicke. Das Musikkorps der Unteroffiziersschule und ein Schülerchor sorgten für die feierliche Stimmung 16 . Die Ruhestätte Heinrich Wageners, wenn auch mit stark beschädigtem Grabmal, ist auf dem Alten Friedhof an der Heinrich- Mann-Allee in Potsdam noch erhalten.
Wie Theodor Fontane mit Heinrich Wagener in Kontakt kam, kann nur vermutet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Louis Schneider, der mit Fontane bekannt war, der Vermittler war. Wagener war um 1S70 schon ein profilierter Heimatforscher. Davon zeugen seine 22 Veröffent- liuchngen in den ersten 5 Bänden der „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Potsdams“ bis 1872. Die Themen dieser Aufsätze sind vielseitig, denn überall stieß die lokalgeschichtliche Forschung auf Neuland vor 17 . Oft wurden die Arbeiten durch Anfragen auf den Vereinssitzungen angeregt. Wagener veröffentlichte u. a. Urkunden zur Handwerksgeschichte, Aufsätze zur Kirchen- und Friedhofsgeschichte und die für Fontane sicher sehr interessanten Beschreibungen der Ortschaften in der Potsdamer Umgebung. Wir verdanken ihm auch die durch viel Urkundenmaterial belegte Darstellung des traurigen Schicksals der Doris Ritter, die ein Opfer absolutistischer Fürstenwillkür im Potsdam des 18. Jahrhunderts wurde.
Für Theodor Fontane, dem trockene Historiker-Gelehrsamkeit zuwider war, muß Heinrich Wagener ein sehr sympathischer Partner gewesen sein. Im Kapitel „Caputh“ der „Wanderungen“ schrieb Fontane:
„Ich war nun wieder allein und wollte bereits — was immer den äußersten Grad der Verlegenheit ausdrückt — zu den .Territorien der Mark Brandenburg', einer Art märkischem Baedeker, meine Zuflucht nehmen, als das Erscheinen unseres freundlichen Führers vom Tage vorher meiner Verlegenheit ein Ende machte und mich aus der toten Aufzeichnung in das frisch pulsierende Leben stellte. Wir schlenderten am See hin, das Dorf entlang, an Schloß und Park vorbei; es war eine anmutige Vormittagsstunde, anregend, lebendig, lehrreich.“
Anmerkungen
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MVGB 1894, S. 63-64.
Die Gamisonschule wurde 1721 durch Friedrich Wilhelm X. gegründet und unterstand den Militärbehörden. Zur Dienstzeit Wageners befand sie sich in der Walsenstraße (jetzt Dortustraße). Das Gebäude wurde vor 1907 abgebrochen, um dem Neubau des Rechnungshofes Platz zu machen.
StA Potsdam, Pr. Br. Rep. 2 A, n. Abt., Stadtkreis Potsdam, Nr. 395, Bl. 195. Louis Schneider (1805-1878), Schauspieler und Schriftsteller, Vorleser Friedrich Wilhelms IV. Gehörte dem Tunnel an. Siehe hierzu auch Th. Fontane: Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860. Berlin 1885. Die Grabstätte L. Schneiders auf dem Neuen Friedhof, Potsdam, besteht noch.
MVGP, Band I - Protokolle. MVGP, Band I, Vortrag Nr. XXVI. MVGP, N.F. Band I — Protokolle
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