Heft 
(1980) 31
Seite
641
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Wir schätzten Rudolf Mingau im Verlag sehr. Mit besorgten, mit skep­tischen, mit konstrkutiven und stets engagierten Bemerkungen hat er unsere Debatten belebt. Er war zurückhaltend und konnte doch höchst impulsiv sein; er war bescheiden und freundlich, und eigentlich böse wurde er nur, wenn Abstriche an der Qualität von Büchern und Manuskripten zu befürchten waren. Besonders aus der gemeinsamen Arbeit an FontanesWanderungen durch die Mark Brandenburg weiß ich, mit welcher geradezu stupenden Sorgfalt er an dieser Neuaugsabe beteiligt war. Textherstellung und Zeilenkommentar waren seine Domäne. Er ließ kaum etwas ungeprüft und hatte dennoch ein permanent schlechtes Gewissen, weil er manches nicht selber und manches nicht ausführlich genug recherchieren konnte. Er stöberte in entlegener Literatur, er korrespondierte mit den Experten in der Mark, und mancher Heimatfor­scher schätzte den liebenswürdigen Charme seiner Briefe. Dabei ging es Rudolf Mingau immer um die Sache, nie um seine Person. Es gab nicht die Spur von Eitelkeit. Ein einziges Mal habe ich ihn mit einem Anflug von Stolz von der eigenen editorischen Arbeit sprechen hören. Es war Ende Juli 1979, drei Wochen vor seinem Tod, in unserem letzten Gespräch, das der Schlußredaktion vom Manuskript des vierten Bandes derWande­rungen galt. Er habe, so sagte er, die bisherigen Bände unserer Ausgabe durchgeblättert und dabei bemerkt, was wir doch allesherausgekriegt und für die Leser aufbereitet hätten. Im Nachhinein empfinde ich diese Bemerkung wie ein Resümee, wie die Bilanz eines einfachen Lebens, das stets im Dienst am Buche stand und das sich fernab aller Publizität viel zu früh vollendete.

Buchbesprechungen

Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. Nachdrude der Erstausgabe Berlin 1866. Mit 5 Porträts, 9 Karten und 56 Abbild. 2. Aufl. - Düsseldorf, Köln: Diederichs 1978. VII, 374 S.

Theodor Fontane: Der deutsche Krieg von 1866. Mit Illustrationen von Ludwig Burger. Nachdrude der Erstausgabe Berlin 1870/71. Bd. 1.2. Düs­seldorf, Köln: Diederichs 1979. XII, 735; VII, 339; 61 S.

Wenn von derVerspätung des Romanciers Fontane gesprochen und nach ihren Gründen geforscht wird, übersieht man mitunter, daß auch äußer­liche Gründe mit im Spiel gewesen sein können. Man tut gut, sich daran zu erinnern, daß Fontane nicht nur bis 1889 hauptamtlich als Journalist, zudem als Reiseschriftsteller und als Verfasser derWanderungen durch die Mark Brandenburg tätig war, sondern auch fünf Kriegsbücher geschrieben hat, deren Erarbeitung viel Kraft und Zeit erforderte. Zwar wurden die beiden BerichteKriegsgefangen. Erlebtes 1870 (1871) und Aus den Tagen der Okkupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen (2 Bde. 1871) rasch zu Papier gebracht, doch die