— erst auf der Fahnen-Korrektur des Drucksatzes hinzufügen möchten. Wir sind jetzt weit davon entfernt, diese unsere Arbeit als eine abschließende anzusehen, halten es vielmehr für unbedingt erforderlich, daß sie zunächst von einer, sozusagen neutralen Persönlichkeit noch einmal lediglich auf literarische Gesichtspunkte hin geprüft werde. Wenn hierbei noch starke Streichungen erfolgen sollten, weil manches, was uns nach unserer persönlichen Stellung zu unserem Vater und Schwiegervater interessierte, als nicht genügend interessant für das Publikum erachtet wird, so wäre dies auch insofern nicht unerwünscht, als der Umfang des zunächst vorliegenden Manuskriptes zu Bedenken herausfordert. Nach ungefährer Schätzung würde dieses nämlich mindestens 2 Bände in der Ausstattung und Stärke des „Stechlin“ ergeben, und es erscheint immerhin fraglich, ob man das dem Publikum zumuten darf.
Doch nicht allein über diese Frage, die natürlich erst nach einer Einsicht in das Manuskript beantwortet werden kann, möchten wir Ihre Ansicht hören, sondern vor allem darüber, wen Sie für jene Überprüfung desselben am geeignetsten halten oder ob Sie glauben, daß es genüge, wenn Sie selbst und Herr R. A. Meyer 32 bei Durchsicht des Manuskriptes entsprechende Streichungen oder Änderungen vornehmen. Halten Sie sich Fontane gegenüber für unbefangen genug, so wäre uns diese letztere Lösung natürlich am willkommensten, weil dadurch Zeit gespart würde und es uns vor allem auf Zeitgewinn ankommt.
In jedem Falle rechnen wir auf Ihr gütiges Versprechen, die fragliche Veröffentlichung mit einer Vorrede bzw. Einleitung versehen zu wollen. Die hierzu etwa erforderlichen biographischen Notizen würden wir unsererseits Ihnen gern zur Verfügung stellen, falls es Ihnen nicht zweckmäßiger erscheint, diese Notizen lediglich in die Fußnoten zu verweisen 33 .
Während der Bearbeitung des Manuskripts haben wir zugleich die Frage im Auge behalten, welche Teile desselben sich am besten dazu eignen dürften, als eine auf die eigentliche Veröffentlichung vorbereitende Probe ins „Schaufenster der Öffentlichkeit“ gestellt zu werden. Es liegt uns an einer derartigen Probe um so mehr, als wir gleichzeitig mit dem Erscheinen derselben in der Presse eine nochmalige dringende Aufforderung zur Einsendung der noch in Privathänden befindlichen Briefe Fontanes verbreiten möchten. Wir haben dazu an erster Stelle eine zusammenhängende Reihe von Briefen ausgewählt, die dem Aufenthalte meines Schwiegervaters in Norderney (1883) entstammen. Um das Einverständnis aller Beteiligten möglichst schnell einholen zu können, haben wir sie im Satz vervielfältigen lassen. Leider haben wir einen endgiltigen Abzug noch nicht erhalten, so daß ich — was einem Schriftsteller gegenüber ja weniger ins Gewicht fällt
— genötigt bin, Ihnen die erste Fahnen-Korrektur zu übersenden.
Wir bitten Sie, sich zunächst gütigst darüber äußern zu wollen, ob Sie mit dieser Veröffentlichung einverstanden sind und welches Blatt Sie dafür in erster Reihe in Vorschlag bringen. Die Verhandlungen selbst bleiben am besten wohl meinem Schwager Friedrich Fontane überlassen. Unsere zweite größere Bitte aber geht dahin, auch diesen Probe-Briefen eine Einleitung aus Ihrer Feder mit auf den Weg geben zu wollen; sie werden dadurch
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