darin. Ich möchte dabei aus meiner Haut fahren können, um über die gewünschte Objektivität zu verfügen. So kritisch ich manchen Arbeiten Papas gegenüberstehe — in Briefe von ihm bin ich stets verliebt, auch in die nichtssagendsten.
Meines Mannes 81 Jahre alte Schwester, die hier in einem Peierabendhause lebt, geht langsam ihrem Ende entgegen; das lastet auch etwas auf uns, obgleich der Tod für die alte Dame erwünscht ist und wir innerlich nichts verlieren. Die Aussichten, unsere Besitzung hier zu verkaufen, sind auch gering; und doch halten wir es bei der Stellung unserer Erben zu Waren für sehr erwünscht, die Sache loszuwerden. Teuer ist es auch mächtig. Wir verwohnen an 12 000 Mark, was nicht richtig ist. In meiner kleinen Koje in 134c war es meistens hübscher, u. die ganze „Flucht“ kostet 860 Mark 46 . Vor dem Winter in unserer kalten Grunewald-Wohnung fürchte ich mich; es ist aber wenig Auswahl in der Kolonie, u. wir würden sehr ungern nach Berlin W. zurückgehen. Legt sich meine Reiseangst, so wäre für K. E. O. ein Winter in Sizilien wohl das richtige, aber ohne menschlichen Anschluß scheinen uns solche Pläne zu kühn. Die Entschlußkraft läßt überhaupt bedenklich nach, und man wurzelt so weiter. An Ihrem lieben Mann konstatierte ich dies Stadium auch. Grüßen Sie ihn aufs wärmste und sagen Sie ihm, daß mir ganz schwummlich ums Herz wird, wenn ich nur seine Handschrift sehe — so stark ist die Liebe und so schwach die Nerven.
Ihnen wünsche ich Erholung und viele freundliche Stunden und uns allen ein mußevolles Wiedersehen (ohne Uhrenzieher) 47 in dem alten vielgeschmähten Babel, an dem wir alle mehr hängen, wie wir denken und zugeben.
Treulichst Ihre alte Martha Fritsch
Paul Schlenther an Karl Emil Otto Fritsch
Marienbad, 24. Juli 1907
Was die Denkmalsfrage betrifft, so habe ich infolge Ihrer u. Ihrer ehrsamen Hausfrau prinzipiellen Geneigtheit mit Klein Fühlung genommen 48 . Er ist gern bereit, eine Skizze den Th.F.schen Erben u. dem zwanglosen Gedenk-Komite vorzulegen, falls er des Auftrages sicher ist, wenn seine Skizze Beifall findet u. die Kosten gedeckt sind. Aber an einer Konkurrenz möchte er nicht teilnehmen. Ich selbst bin schon aus künstlerischen Gründen ein entschiedener Gegner der Konkurrenz u. billige daher vollkommen Ihren Vorschlag, daß wir uns gar nicht an die Öffentlichkeit wenden, sondern die Summe privatim beitreiben. Erst wenn alles fix und fertig ist, lassen wir die geeigneten Männer auf Magistrat u. allerhöchste Stelle einwirken. Das von mir neulich erwähnte Ehrenkomite hätte sich dann nur auf die Veranstaltung der Enthüllungsfeier einzuschränken. Wenn ich nicht irre, so hat Ihre liebe Gattin im Winter zu uns eine Äußerung getan, die diesem Plan einer privaten, nicht offiziellen Unternehmung vollständig entspräche. Zu den Zwanglosen gehören außer Brahm u. mir auch nam-