Heft 
(1982) 34
Seite
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hafte fontanisierte Schriftsteller und verzeihen Sie mir das harte Wort Dichter, wie Fulda 49 , Halbe 50 , Mauthner 51 , u. Gerhart Hauptmann, Th.F.s Darling, ist den Zwanglosen zwar nicht anverwandt, aber doch zugetan. Der lit. Charakter des Komites bliebe also gewahrt. Wenn Max Klein nun aber an die Skizze gehen soll, so müßte er erstens das entsprechende Porträtmaterial bald erhalten. Ihre Reise in den Grunewald 52 , wo auch Klein wohnt, bietet dazu vielleicht eine rasche Gelegenheit. Ferner müßte er über besondere Wünsche in bezug auf die Ausführung unterrichtet sein. Ich dächte mir Th. F. möglichst realistisch dargestellt, als den Berliner Dichter der Stine, der Lene Niempsch, der Elfi Briest, auf möglichst nied­rigem Sockel mit Spazierstock u. Shawl mitten unter seinen Berlinern, die er so genau beobachtet hat: das Haupt in den Lüften, aber den Blick auf die Hüften jener Damen. So ungefähr müßte das Denkmal wirken wie das Goldonische Monument in Venedig. Deshalb würde ich auch Bronze dem akademischen Marmor vorziehen. Ob freilich dem Bildhauer der schwebende Schritt u. die eigentümliche Haltung gelingen kann, weiß ich nicht. Auch ist dies alles nur meine persönliche skulpturell ganz dilettan­tische Vorstellung, die sich ganz an den realistisch-modernen Dichter u. Menschen, an den [über gestr.: einen] alten Herrn zwischen 60 u. 70 klammert.

Damit die Sache in Fluß bleibt, wäre ich für eine recht rasche Antwort auf diese meine Expektorationen sehr dankbar. Ich möchte für die Sache noch im August möglichst viel tun, damit wir womöglich schon etwas zu sehen kriegen, wenn ich im Herbst mal nach Berlin komme.

Mit den besten Grüßen

Ihr sehr erg. P. S.

Martha Fritsch-Fontane an Paula Schlenther-Conrad

Grunewald, [Januar 1913]

Liebe Frau Sdilenther.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre jahreswendlichen Zeilen. Einer Erklärung hätte es nicht bedurft; ich bin ja nichtTante Clara u. sitze auf dem Sopha u. nehme übel, sondern nehm immer an, daß Sie nicht kommen könnten. Bei uns sieht es zudem so aus, daß wir am besten allein in Geduld die Tage hinnehmen. Ich selbst bin seit nahezu 2 Jahren ohne jede Abwechs­lung vom Wechsel gepeinigt u. meinen Mann werden Sie traurig verändert finden; Gicht u. Niere haben seine schöne Rüstigkeit gebrochen, u. wir kommen aus der Krückenatmosphäre nicht mehr heraus; fast ständig haben wir eine Schwester im Haus (sonst litt ich doch mehr unter Brüdern), u. mein Verhältnis zur Apotheke ist fast inniger wie das meiner Vorfahren. Der einzige Lichtblick ist die Verlobung unserer Trudy 53 mit einem sehr lieben Neffen meines Mannes, so daß wir in der nächsten Generation, wie sich der liebe Alte ausrechnet, noch blutsverwandt werden. Aber auch diese Aussicht macht mich meiner alten Vorliebe für die Wahlverwandtschaften nicht abtrünnig, zu denen nun seit einem Menschenalter Sie u.Er gehören.

Also stets Ihre treue alte

Corinna 54

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