Heft 
(1982) 34
Seite
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Martha Fritsch-Fontane an Paula Schlenther-Conrad

Dahlem, [1. Mai 1916]

Liebe alte Freundin.

Durch unsern gemeinsamen Tröster vorbereitet 55 , hörte ich heute früh, daß auch Sie nun einsam dastehen und es dunkel und leer um Sie geworden ist 56 ; möchte Ihnen eine leidliche Gesundheit, Ihr Beruf und der Gedanke an die gemeinsam verlebten reichen Jahre nach und nach helfen, das Schwerste mit Ergebung hinzunehmen.

Sie wissen am besten selbst, wie ich mit Ihnen um Ihren lieben Mann trauere, dessen Bild und Wort mit den Höhen meines eigenen Lebens so eng verknüpft sind, trotz der langen Trennungen steht fast jede Begegnung vor meinen Augen, und besonders dankbar gedenke ich der Stunden, wo Sie beide den Lebensabend meiner Eltern mit Glanz und Schimmer um­gaben. Durch unvergeßliche Zeiten immer verbunden

Ihre alte Martha Fritsch

Theodor Fontane jun. an Paula Schlenther-Conrad

Berlin-Wilmersdorf, 21. Januar 1917

Hochverehrte Frau Schlenther!

Empfangen Sie meinen und der Meinigen Dank für Ihr warm empfun­denes Telegramm, das unsern Herzen wohlgetan hat.

Aber so sehr Ihre Worte von Anteilnahme und Treue zeugten, so konnte ich doch den Gedanken dabei nicht unterdrücken, was würde er gesagt haben zur Kunde von dem frühen Hinscheiden seines Lieblings unter den nichtliterarischen Werken seines Meisters? 57 Oft denke ich seiner, wie ich oft meiner Schwester gedenken werde, die nicht mehr wie ihre ähnlich belasteten Brüder den schweren Kampf mit dem Leben zu führen braucht. In herzlicher Verehrung Ihr aufrichtig ergebener

Th. Fontane

Theodor Fontane jun. an Paula Schlenther-Conrad

Berlin-Wilmersdorf, [26. Februar 1930]

Zum 27. Februar 1930

Sehr verehrte und liebe Frau Paula!

Eine Lieblingswendung meines Vaters war der auch in seinen Gedichten vorkommende Satz:Mir fehlt der Sinn für Feierlidikeitr 58 Darin wenigstens bin ich sein echter Sohn, der schon während seiner Beamtenzeit sich von offiziellen Veranstaltungen tunlichst fernzuhalten gesucht hat.

Mit dem Alter ist dann, infolge von allerhand körperlichen Infirmitäten, aus dem Nicht-Mögen ein Nicht-Können geworden.

Wenn es sich aber, wie morgen, um einen Festtag 59 im Leben einer ebenso liebenswürdigen wie gottbegnadeten Künstlerin handelt, der nicht nur die kritische Feder, sondern auch der gemütvolle Sinn des alten Th. F. hörig

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