rische zu reagieren, so werden umgekehrt die auf der Weltbühne spielenden Vorgänge und Akteure strikt an seine (und zu dessen Teil an Stägemanns) in hohem Maße selektive Erfahrung und Optik gebunden. Dadurch gewinnt der Held mehr, als man erwarten sollte, Profil, und der Geschichtsverlauf erfährt einen Zuschnitt, der auf den dahinter stehenden Autor zurückschließen läßt.
II
Der Typus Schulze und seine Idee
Doch „Natur- und Kunstwerke lernt man nicht kennen wenn sie fertig sind; man muß sie im Entstehen aufhaschen, um sie einigermaßen zu begreifen.“ 15 Trifft Goethes Gedanke zu, dann empfiehlt es sich, die beiden Teile des Entwurfs in der Reihenfolge ihrer Abfassung zu befragen und nicht in der Chronologie des ununterbrochenen biographischen Ablaufs, den sie herstellen.
Daß Teil Eins mit dem Jahr 1841 und mit der „Herwegh-Zeit“ einsetzt, ist auffällig genug. Fontane datiert die Epoche nicht (wie er weiterhin verfährt) von einer Wende preußischer Staatspolitik. 1840 war Friedrich Wilhelm IV. seinem Vater Friedrich Wilhelm III. auf den Thron gefolgt, was viele Zeitgenossen herbeigesehnt hatten und mit gewissem Recht als geschichtliche Zäsur empfanden. So sieht es Fontane auch in seinen Memoiren. 1841 aber erschienen Herweghs „Gedichte eines Lebendigen“, die wie ein Feuerbrand unter die Leute fuhren. Diese Gedichte — und nicht das enttäuschende und provozierende Reaktionsregime des „Romantikers auf dem Thron“, nicht die Kämpfe der vierziger Jahre, nicht die Märzrevolution — tragen einen gelinden Konflikt in die Brust des anfangs noch namenlosen jungen Mannes, um den es geht und der durch zweierlei charakterisiert ist: seine Empfänglichkeit für den neuesten Zeitgeist und sein Festhalten an dem alten Programm, über das er verfügt.
Mit diesem Programm, das sich gleich als die „preußische Idee“ entpuppt, vereinbart er ohne weiteres das antipäpstliche 11 ' und das allgemeine freiheitliche Element bei Herwegh. Nicht so die Kritik an Friedrich Wilhelm IV., über den in Herweghs Gedicht „Auch dies gehört dem König“ erbarmungslos Gericht gehalten wird. Angeführt werden — nicht ganz korrekt — zwei Verse, die der Held poetisch auskostet, aber politisch ablehnt. Dabei geht es um mehr, als offensichtlich wird: Wenn Herwegh seine Terzinen mit den Versen schließt „Die Sphinx wird nicht sich in den Abgrund stürzen, / Und du, du bist kein Ödipus gewesen“, dann meint er mit dem antiken Mythenwesen nicht die Zeit schlechthin, deren Rätsel der König nicht zu lösen vermochte, sondern „die Sphinx der Revolution“. 17 Obwohl noch wenig geordnet und ausgeführt, sind in diesem Anfangsabschnitt die wichtigsten Züge der Figur und ihres ideologischen Problems bereits vorhanden. Gleichsam selbstverständlich wird noch der Umstand nachgetragen, der aus dem Schemen erst einen Typus macht und ihm einen folgerechten Lebensweg zuzuschreiben erlaubt: Als Assessor und Regierungsrat steht er am Beginn einer Beamtenkarriere. Zugleich erfährt der ideologische Sachverhalt eine Präzisierung: Der Held versteht es, Libera-