„Nicht Roß’, nicht Reisige Sichern die steile Höh’,
Wo Fürsten stehn;
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns Gründen den Herrscherthron Wie Fels im Meer!“ 38
Statt des hymnischen „Heil dir im Siegerkranz“, mit dem das Lied beginnt, wird eine Strophe zitiert, die für sich genommen eine Mahnung, wenn nicht eine Warnung ausspricht.
„Staats-Idee, freiheitliche Idee“ (S. 119 f.) — sie kommen die eine vom absolutistischen Obrigkeits- und Militärstaat her, der auf seine Machtmittel zurückgreift, die andere von der Volksbewegung der Befreiungskriege. Bei ihren Freunden und ihren Gegnern galt die Landwehr als Wahrzeichen und Unterpfand der seinerzeit eingeleiteten bürgerlichen Umgestaltung. Auf die Integrierung dieser Tradition, die hier aber nicht eigentlich als soziale oder demokratische empfunden wird und das andersartige Staatswesen nicht grundsätzlich in Frage stellt, richten sich Schulzes Hoffnungen und Befürchtungen, bis er sie zugunsten von Parität und Gerechtigkeit aufgibt.
Nun empfiehlt es sich, den zweiten Teil des Entwurfs in Betracht zu ziehen, weil er in der Hauptsache der ausdrücklichen Herleitung dieser Traditionsbeziehung des Helden gewidmet ist. Er kann deshalb nicht als nachträglicher konzeptioneller Neuansatz angesehen werden, obwohl er sich der preußischen Idee abermals von einer anderen Seite nähert, der des persönlichen Ethos. Behauptet und ausgebaut wird jedoch die Schlüsselstellung der Befreiungskriege in Schulzes Figurenaufbau. Ihm werden jetzt das Geburtsjahr 1813 und ein Vater gegeben, der im Krieg gegen Napoleon verwundet worden ist, vor allem aber ein Vormund, der zum inneren Kreis der Reformpartei gehörte und wesentlich an der Befreiung und Erneuerung des Landes mitgewirkt hat. Auch dies letzte ist in Fontanes Werk die Ausnahme. Er suchte sich für seine Figuren die Vorbilder eher auf der anderen Seite und hielt mit seiner Skepsis gegen das antifeudale Element in der Befreiungsbewegung von 1813 nicht hinterm Berg. 30 Bei dem Stägemann, den Fontane nunmehr in Person, doch ohne Biographie einführt, handelt es sich zweifellos um den Wirklichen Geheimen Staatsrat Friedrich August von Stägemann (1763-1840), von dem er in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ erzählt, daß er mit Schmidt von Werneuchen das Schindlersche Waisenhaus in Berlin besucht hat. 40 Nicht bloß diesen Umstand, auch die Herkunft aus dem Städtchen Vierraden bei Angermünde hat er mit dem Zögling, den ihm der Entwurf Fontanes beigibt, gemein. Enger Mitarbeiter Steins und Hardenbergs, soll er das berühmte Edikt vom 22. März 1815 redigiert haben, in dem Friedrich Wilhelm III. dem Land eine Volksrepräsentation versprach. Varnhagen von Ense schilderte ihn 1825 als wahres Musterbild eines guten Preußen: „Staat und Volk, in ihrer jetzigen Gestalt wie in ihrer früheren Geschichte, sind in seiner Seele lebendig, er kennt und weiss Alles, was preussisch ist,
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