Heft 
(1982) 34
Seite
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zeugung, auf die der junge Adolph Schulze verpflichtet wird, indem sein Mentor ihn zum Namensvetter des Schwedenkönigs und Glaubenshelden Gustav Adolf erklärt.

An der subjektiven Ernsthaftigkeit und Ehrenhaftigkeit dieser Gesinnun­gen kommt kein Zweifel auf. Sie bieten sogar Platz für ein Freiheitspostu­lat, dessen Rahmen sie freilich auch bilden: eine innere Freiheit, die der Einzelne, wie mit starken und unklaren Worten versichert wird, vertreten und nach der sich die äußere gestalten muß.

Mit der Feststellung, daß Fontane auf innere Freiheit Wert legte, daß Kant im Unterschied zu Schopenhauer keine Bedeutung für ihn erlangt hat, daß ihm das Pochen auf Pflicht und Schuldigkeit wenig sympathisch war, während er die Opferbereitschaft, die ein Mensch aufbringt, für die Besie­gelung seiner Sittlichkeit hielt damit ist dem Stägemannschen Ethos nicht beizukommen. Anders als im ersten Teil des Entwurfs geht Fontane hier auf die geschichtliche Objektivierung einer Denkart aus, die zeit­typischen Charakter besitzen soll und deshalb von einer historischen Gestalt vorgebracht wird.

Wenn diese Denkart Stägemann entspricht, dann dem alten Stägemann. Von den Gedankenflügen und Kollisionen, unter denen Preußens Erneue­rung vollzogen und wieder eingedämmt wurde, ist in seinem Brief nichts mehr zu verspüren.

Die vorgenommene Objektivierung schließt nicht aus, daß die Figur still­schweigend und ausgesprochen der Kritik unterzogen wird. Man muß Fontane schlecht verstanden haben, um die Anekdote vom Gefolgsmann des Kurfürsten Friedrich Eisenzahn ohne Ironie hinzunehmen, der, ein umgekehrter Pionier Klinke' 1 *', im Graben von Angermünde stumm ver­sinkend, den heimlichen Überfall nicht verrät und daraufhin über den Griechenfeldherm Epaminondas gestellt wird. Fontane nennt an anderer Stelle den Epaminondas in einem Atemzug mit Friedrich dem Großen' 12 ; seine Skepsis gegen die Weltbedeutung der frühen brandenburgischen Geschichte ebenso wie sein ausgeprägter Sinn für Maßverhältnisse schützen ihn vor der Gefahr, hier ernst genommen zu werden, wo vaterländische Voreingenommenheit statt Preußen an der Welt die Welt an Preußen mißt.

Stichhaltiger bietet sich Stägemanns andere Anekdote dar, in der ein Obrist zur Wiederherstellung seiner beleidigten Ehre den König mit der Pistole bedroht, um sich zur Wiederherstellung der verletzten Loyalität anschlie­ßend selber zu erschießen. Der Vorfall dient zur Erörterung des Wider- standsrechts, das innerhalb des preußischen Pflichtethos dem Einzelnen eine Handhabe bietet, äußerstenfalls und um den höchsten Preis die eigene Überzeugung geltend zu machen. Wie das gewiß rare Beispiel des Generals York bei Tauroggen zeigte, entwickelte das Prinzip unter Umständen erhebliche geschichtliche Tragweite. In derPreußischen Idee gerät es unter Kritik, weil ihm diese Tragweite durch Stägemann vorenthalten, weil es aufs Subjektive beschränkt bleibt. Die Spitze richtet sich bereits auf den jungen Schulze, der sich Stägemanns Preußentum und namentlich diese Anekdote zu eigen gemacht hat. Zum ersten Male bekommt er nun

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