Heft 
(1982) 34
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als wozu er nach dem Gesetze gezwungen werden kann, ist verdienstlich (meri- tum); was er nur gerade dem letzteren angemessen thut, ist Schuldigkeit (debi- tum); was er endlich weniger thut, als die letztere fordert, ist moralische Ver­schuldung (demeritum). Kant vgl. A. 45, Bd 3. S. 235236.

46 Fontane greift nicht auf eine der volkstümlich-patriotischen Legenden vom Opfertod des braven Soldaten zurück, die ihm zu Gebote standen. Vgl. dagegen imStechlin die ebenfalls teilweise relativierten Äußerungen Schulze Kluck- huhns über den Pionier Klinke, der im deutsch-dänischen Krieg 1864 den Zugang zu den Düppeler Schanzen freigesprengt hatte. (Fontane, Theodor: Romane und Erzählungen in acht Bänden. Bd 8. Berlin 1969. S. 177 und 280. Das salomonische Verhältnis, das Fontane ursprünglich zu dieser Tat und Legendenbildung ein­nahm, verdeutlicht seine Feststellung von 1866. Er referiert zwei Schilderungen des Hergangs, von denen die eine für einen Soldatentodwie jeder andere spricht, die zweite für ein heldenmütiges Selbstopfer.Welche Lesart aber auch immer die richtige sein mag, das Volk wird sich seinen ,Klinke* ebensowenig nehmen lassen wie seinen ,Froben*. Mit der historischen Aufhellung die ohne­hin höchst mißlich ist und oft noch mehr vorbeischießt als die Dichtung ist dem Bedürfnis des Volkes nicht immer am meisten gedient. NFA, 19, 336. So denn auch der Gebrauch, den er in seinem GedichtDer Tag von Düppel von Klinkes Tat macht.

47 NFA 15, 298.

48 Hehn, Viktor: Briefe von 1876 bis zu seinem Tode 23. März 1890 an seinen Freund Hermann Wichmann. Stuttgart 1890. S. 7980. Brief vom 21. Dezember 1880.

49 An Theodor Fontane, 9. Dezember 1887. Ausgew. Briefe 2, 176.

50 Koshinow, w. : Die russische Literatur und der Terminuskritischer Realismus. In: Kunst und Literatur 27. 1979. H. 3. S. 254.

51 Fontane, Theodor: Romane und Erzählungen in acht Bänden. Bd 8. Berlin 1969. S. 227.

Joachim Krueger

Theodor FontanesDeutsches Dichteralbum

Eine Analyse

Wenn Theodor Fontane, von den beiden letzten Jahrzehnten abgesehen, Zeit seines Lebens wirtschaftlich nie auf Rosen gebettet war, so erging es ihm im ersten Jahr seiner Ehe, die am 16. Oktober 1850 geschlossen wurde, wohl am schlechtesten. Denn er verlor schon Ende Dezember 1850 seine bescheidene Stellung in dem Literarischen Kabinett, in das ihn dessen Leiter, Wilhelm von Merckel, geholt hatte. Das Literarische Kabinett, ein ministerielles Pressebüro, wurde aufgelöst, und es verging fast ein Jahr, bis Fontane am 1. November 1851 in dessen Nachfolgeinstitution, die Zentralstelle für Pressangelegenheiten, eintreten konnte. In der Zwischen­zeit lebte Fontane mit seiner Familie (am 14. August 1851 wurde der älteste Sohn geboren) kümmerlich von literarischen Gelegenheitsarbeiten, dem Betrieb einer Schülerpension und von Privatunterricht. Wie prekär seine Situation war, zeigt der Umstand, daß er sich 1851 nicht nur um Anstellung im Unterrichtsministerium, sondern auch um den Posten des Sekretärs eines Gartenbauvereins bewarb, beides ohne Erfolg.'

In dieser Situation wird Fontane der Auftrag des Berliner Verlegers Otto Janke gelegen gekommen sein, eine Anthologie deutscher Lyrik heraus­zugeben. Fontane nahm den Auftrag an und machte sich an die Arbeit. In seinem Brief vom 14. April 1851 an Bernhard von Lepel äußert sich