Fontane erstmals über die Anthologie und bittet den Freund um dessen Meinung zu den verschiedenen GliederungsVorschlägen, die er brieflich unterbreitet (und auf die wir noch eingehen werden). 1 Am 1. Mai 1851 berichtet Fontane Friedrich Witte: „Durch den hiesigen Buchhändler aufgefordert, geb ich jetzt eine ziemlich umfangreiche Anthologie heraus (30 Bogen). Ende Mai beginnt der Druck. Ich erhalte 150 Taler Honorar.“ 2 Die Arbeit daran machte offenbar gute Fortschritte, denn schon am 28. Mai 1851 konnte er Lepel mitteilen: „Meine Anthologie ist seit heute fertig; hätt ich nur erst die Gelder. Der Kerl soll sehr unsicher und ein richtiger Buchhändler, i. e. ein Gauner sein.“ 3 Die Worte „hätt ich nur erst die Gelder“ lassen erkennen, daß die Zusammenstellung dieser Anthologie mindestens zum guten Teil dem Broterwerb diente. Mit „fertig“ ist wohl gemeint, daß die Druckvorlage fertig vorlag.
Fontanes Bedenken gegen Janke haben sich dann doch nicht bestätigt, denn er konnte Lepel am 18. Juni 1851 mitteilen: Was den Buchhändler angeht, so hab ich die erste Hälfte der Bezahlung (75 rth.) eingestrichen; er machte durchaus keine Schwierigkeiten.“ 4
In seinem Brief an Witte vom 17. August 1851 kam Fontane noch einmal auf das „Deutsche Dichteralbum“ zu sprechen. Er berichtete, er habe sich heute „über das Buchhändlergesindel wieder mal geärgert“. Den Anlaß bot ein Brief des Verlegers: „Denken Sie sich, schreibt mir dieser Dummkopf von Verleger (Herr Otto Janke), 2 Gedichte von Mörike müssten — unter vielem anderen — aus der Anthologie wegbleiben, sie taugten nichts. Ich hab ihm geantwortet: Mit seiner gütigen Erlaubnis verstiind er von dergleichen nichts; aber man ärgert sich doch über solche Unverschämtheit.“ 5 Ob es nun zu Streichungen von Gedichten durch den Verleger gekommen ist oder nicht, jedenfalls war im August 1851 offenbar noch die redaktionelle Bearbeitung der Anthologie durch den Verlag im Gange. Wahrscheinlich lag das Buch also erst im Herbst 1851 gedruckt vor.
Auf dem Titelblatt war die Anthologie nach damaliger Buchhändlersitte auf 1852 vordatiert. Es erschienen 1852 noch eine zweite und eine dritte Auflage des „Deutschen Dichteralbums“, die jedoch unverändert waren. Mitte 1857 bereitete Fontane, der sich damals in London befand, die vierte Auflage vor. Sie weist gegenüber den früheren Auflagen einige Veränderungen auf und erschien (aus Gründen, die wir nicht kennen) nicht mehr bei Otto Janke, sondern im Verlag J. Bachmann, Berlin. Die inhaltlichen Veränderungen bestehen hauptsächlich darin, daß einige Gedichte neu aufgenommen wurden, so Gedichte in niederdeutscher Sprache von Klaus Groth und Friedrich Eggers, und daß „Auszüge aus größeren epischen Dichtungen“ von Kinkel, Alfred Meissner und Redwitz nun weggelassen wurden. Der Grundaufbau des Werkes und die Prinzipien der Auswahl blieben indes unverändert.
Auf das Vorwort zur vierten Auflage, das über die inhaltlichen Veränderungen Auskunft gibt und sie kurz zu rechtfertigen sucht, verwandte Fontane besondere Mühe. Er unterbreitete es dem Rütli, der Abzweigung des „Tunnels über der Spree“, zur Kritik und veranlaßte den Verleger, Abzüge des Vorwortes an Friedrich Eggers und Wilhelm von Merckel zu
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