Wirtshaus komm ich heraus ... “) oder das „Wanderlied“ des Grafen Albert von Schlippenbach („Ein Heller und ein Batzen ... “).
Im ganzen muß, was die Auswahl der Dichter angeht, die Fontane seinen Lesern bietet, zweierlei festgestellt werden. 1. Fontane legt das Schwergewicht der Auswahl auf eine kleinere Anzahl von Autoren, deren dichterischer Rang schon damals anerkannt war und noch heute kaum umstritten ist. Ihre Gedichte bilden'sozusagen den Kern der Anthologie, und sie entsprechen — wie man hinzusetzen muß — dem Geschmack Fontanes. 2. Daneben figuriert eine allerdings ungleich größere Anzahl von Autoren, die aus unterschiedlichen Gründen aufgenommen wurden. Einige fanden damals mit ihrem lyrischen Schaffen allgemeine Anerkennung (und tauchen, wie ein Vergleich des „Deutschen Dichteralbums“ mit anderen zeitgenössischen Anthologien zeigt, in vielen Gedichtsammlungen auf), wurden aber später vergessen. Andere sind wegen spektakulärer Einzelleistungen, die aus außerliterarischen Gründen breiten Widerhall fanden, aufgenommen. Schließlich hat Fontane, der, als er die 1. Auflage herausgab, noch ein eifriges Mitglied des „Tunnels über der Spree“ war, sich veranlaßt gesehen, auch das lyrische Schaffen der Mitglieder dieses Vereins einzubeziehen, wobei ihn mitunter Freundschaft und Wohlwollen mehr geleitet haben mögen als Geschmack und literarische Kritik. Von Fontane selbst abgesehen, bringt das „Deutsche Dichteralbum“ Beiträge von zwölf Mitgliedern oder ehemaligen Mitgliedern des „Tunnels über der Spree“. Von ihnen dürften nur Emanuel Geibel und Paul Heyse einen gewissen Anspruch erheben können, als Lyriker gehört zu werden. Andere „Tunnel“- Mitglieder — wie Friedrich Eggers, Bernhard von Lepel, Wilhelm von Merckel oder Christian Friedrich Scherenberg (sämtlich sehr aktive Mitglieder des Vereins) — haben als Lyriker nicht einmal zu ihrer Zeit eine breite Wirkung erzielt und sind heute kaum noch bekannt. Gleichwohl hat Fontane sie in seine Auswahl einbezogen, auch wenn, wie das bei etlichen von ihnen der Fall ist, damals noch gar keine Buchausgabe ihrer Gedichte vorlag. Das hat ihm freilich die Kritik Friedrich Hebbels eingetragen, der als „garstige Brennesseln“ (außer Kletke) gerade drei „Tunnel“-Mitglieder anführt. Hebbels Rezension der 4. Auflage des „Deutschen Dichteralbums“, erschienen in der Illustrierten Zeitung (Leipzig), Bd 33, Nr. 842 vom 20. August 1859, lautete: „Wer ein Dichteralbum zusammenstellt, der hat eine so leichte Aufgabe, wie der Wind, der die Blütenbäume schüttelt; alles, was fällt, ist schön. Wir brauchen daher dem Publikum nicht erst die Versicherung zu geben, daß Herr Fontane einen duftigen Kranz geflochten hat, abflr ,wir möchten ihn selbst fragen, warum er an einigen reichen Blumenbeeten, z. B. an dem Dingelstedt’schen, absichtlich vorübergegangen ist und wie die garstigen Brennesseln mit hineingerathen sind, welche die Herren Merkel, Lepel, Kletke und Andere, von denen die Nation nichts weiß, unter all den Lilien und Rosen ausbieten. Am allerauffallendsten ist es, daß ein Friedrich Eggers, von dem unsers Wissens nicht einmal eine Sammlung existiert, als Repräsentant des Plattdeutschen, mecklenburgischen Idioms, eingeführt und Fritz Reuter, der markige Vorgänger Klaus Groths, von dessen Dichtungen ganz Mecklenburg widerklingt, ignoriert wird.“ 20
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