Heft 
(1982) 34
Seite
207
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In den früheren Romanen und Erzählungen finden wir ähnliche an Namen anknüpfende Reflexionen. In der Wilddiebsgeschichte Quitt (1890) sagt der Farmbesitzer Obadja Hornbostel, dessen eigener Name alshübsch, aberetwas wunderbar bezeichnet wird (VII, S. 108), von dem Pfarrei- Valerius Herberger:Ein schöner Name, nicht wahr? Denn unsere Kirche soll eine Herberge sein und der, der darin waltet, ein rechter Herberger (VII, S. 188).

In dem 188487 entstandenen Gesellschaftsroman Irrungen, Wirrungen finden wir eine meisterhaft in das Handlungs- und Stimmungsgefüge eingebaute assoziative Arabeske um die Namen der Hauptgestalten: Am Ende der Mesalliance-Geschichte, die der Gefahr, ins Sentimentale abzu­rutschen, durch eine herbe Nüchternheit und berlinerischen Witz geschickt entgeht, erleben wir den Kürassier-Leutnant Botho von Rienäcker beim Frühstück mit seiner Frau Käthe von Sellenthin. Ihre Ehe ist standes­gemäß einwandfrei, aber inhaltsleer. Der Name der wahren Geliebten Bothos Lene fällt noch einmal in das Alltagsgrau des adligen Bei­sammenseins herein, das weitere Schicksal des bürgerlichen Paares ebenso andeutend wie die adlige Dame in ihrer Oberflächlichkeit entlarvend:

Nun Käthe, was ist? Du scheinst ja was ganz besonders Nettes gefunden zu haben.

Hab ich auch... Es ist doch zu komisch, was es für Namen gibt! Und immer gerade bei Heirats- und Verlobungsanzeigen. Höre doch nur.

Ich bin ganz Ohr.

... Ihre heute vollzogene eheliche Verbindung zeigen ergebenst an: Gideon Franke, Fabrikmeister, Magdalene Franke, geb. Nimptsch .... Nimptsch. Kannst du dir etwas Komischeres denken? Und dann Gideon!

Botho nahm das Blatt, aber freilich nur, weil er seine Verlegenheit dahinter verbergen wollte. Dann gab er es ihr zurück und sagte mit so viel Leichtigkeit im Ton, als er auf bringen konnte:

Was hast du nur gegen Gideon, Käthe? Gideon ist besser als Botho (IX, S. 165).

In dem kurzen Roman Die Poggenpuhls (1895/96), der von dem ohne große Zwischenfälle dahinplätschernden Leben des verarmten Adels handelt, ent­spinnt sich ein Gespräch über die Bedeutung des Namens in einem ganz anderen Sinne als in den bisher erwähnten Beispielen. Es handelt sich um den ehrwürdigen Namen eines Adelsgeschlechtes und die Frage des Ruh­mes. Manon wirft ihrem Buder Leo, dem in Schulden verstrickten Leicht­fuß, vor, zu wenig auf den Ruhm eines alten Namens zu geben. Leo hat aber erkannt, worum es in seiner Zeit eigentlich geht und wersich einen Namen macht:Wer hat heutzutage nicht einen Namen? Und was macht nicht alles einen Namen! Pears Soap, Biookers Cacao, Malzextrakt von Johann Hoff. Rittertum und Heldenschaft stehen daneben weit zurück... Nehmen wir da beispielsweise den großen Namen Hildebrand. Es gibt, glaub ich, drei berühmte Maler dieses Namens, der dritte kann übrigens