auch ein Bildhauer gewesen sein, es tut nichts. Aber wenn irgendwo von Hildebrand gesprochen wird, wohl gar in der Weihnachtszeit, so denkt doch kein Mensch an Bilder und Büsten, sondern bloß an kleine dunkelblaue Pakete mit einem Pfefferkuchen obenauf und einer Strippe drum herum.“ Abschließend spricht Leo von seinem „Poggenpuhlhochgefühl“, das er zwar auch habe, zu dem er aber, um seiner froh zu werden „noch wenigstens vier Nullen“, „eigentlich wohl fünf“ brauche (XII, S. 353, 354). Hier ist, ausgelöst durch eine Besinnung auf den Namen, ein Thema angeschlagen, das zum Kern der in Fontanes Roman behandelten Problematik führt.
III.
Wenden wir uns nun den „redenden“ Namen in den Romanen Fontanes zu. Peter Demetz weist darauf hin, „daß Fontane weit geringere Hartnäckigkeit an den Tag legt“, wenn wir seine „Neigungen mit den Techniken Thacke- rays, Gogols, Dickens’, und, vor allem, Anthony Trollopes“ vergleichen, und daß er „eine vielfältig kluge Skala subtiler Möglichkeiten entwickelt.“ Demetz stellt in seinem Aufsatz, dem hier zunächst gefolgt sei, die Frage „nach der rhetorischen Struktur, der Funktion und der fortschreitenden Entwicklung der Fontaneschen Namenskunst.“ 3 Er unterscheidet drei Typen von figurativen Namen, den allegorischen, den andeutenden und den antithetischen Namen: „Der erste Typ ist der historisch älteste; er reicht tief in die Vergangenheit des Romans und von dort in die fernere Geschichte des komischen Theaters und der mittelalterlichen Schauspiele zurück. Der allegorische Name bezeichnet die ,faculte mäitresse' des Charakters, seinen Beruf, oder seine Funktion im Roman oder Stück.“ 4 Bei diesem Namenstyp handelt es sich in Fontanes Romanen meist um humoristische Bildungen. Besonders auffallend sind die Doppelsubstantive, die er seinen Landpastoren gibt: Lämmerhirt (Vor dem Sturm), Roggenstroh (Grete Minde), Ledderhose (Vor dem Sturm, Cecile). Im Stechlin heißt ein Hofprediger Frommei. In der Kriminalgeschichte Unterm Birnbaum verhilft ein Nachtwächter Mewissen dazu, daß die vom Gericht mangels Beweisen eingestellte Untersuchung gegen den Mörder Hradscheck wieder aufgenommen wird und zur Entlarvung des Täters führt. In Frau Jenny Treibei spricht sich Fontane selbst über einen anderen komischen figurativen Namen aus. Zwei Damen vom Hof werden vorgestellt. „Die korpulente: Frau Majorin von Ziegenhals; die nicht-korpulente (worin sie mir zustimmen werden): Fräulein Edwine von Bomst. ... Ja diese Ziegenhals; einen Meter Brustweite wird sie wohl haben, und es lassen sich allerhand Betrachtungen darüber anstellen... Im übrigen, es sind das so die scherzhaften Widerspiele, die das Leben erheitern“ (XI, S. 23, 24). In Frau Jenny Treibei treffen wir weiterhin die säuerliche Gouvernante Fräulein Honig. Frau Dörr (Irrungen, Wirrungen) wird als robust und stattlich aussehende Frau beschrieben, „die, neben dem Eindruck des Gütigen und Zuverlässigen zugleich den einer besonderen Beschränktheit machte“ (IX, S. 8). In Quitt haben wir einen Assessor Doktor Unverdorben, von dem es heißt, daß er dem Leutnant Kowalski „doch sittlich überlegen“ sei „und hat es nicht bloß in seinem Namen, wiewohl der Name auch viel bedeutet, sondern ist