Heft 
(1982) 34
Seite
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Nicht viel besser als um die Edition der Fontane-Briefe war es um die Herausgabe der Stormschen Korrespondenz bestellt. Die ersten, von Ger­trud Storm besorgten Bände, die zu einem guten Teil der Forschung noch heute als einzige gedruckte Quelle dienen müssen, tragen unverkennbar den Stempel derFamilienphilologie, und nur wenige der später vor­gelegten Sammlungen werden wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht. Es ist das Verdienst der Theodor-Storm-Gesellschaft in Husum und vor allem ihres langjährigen Sekretärs, des umsichtigen Storm-Forschers Karl Ernst Laage, daß seit nunmehr zwölf Jahren neben der Veröffentlichung kleinerer Konvolute in den jährlich herausgegebenen Schriften dieser Ge­sellschaft umfangreichere Einzelkorrespondenzen Storms in rascher Folge im Westberliner Erich Schmidt Verlag in Buchform erscheinen: 19691974 der Briefwechsel mit Paul Heyse in drei Bänden, besorgt von Clifford Albrecht Bernd; 1972/76 der mit Erich Schmidt in zwei Bänden, von Karl Ernst Laage; 1978 die Korrespondenz mit Eduard und Margarethe Mörike, von Hildburg und Werner Kohlschmidt; 1979 die Briefe Storms an seinen Schwiegervater Ernst Esmarch (mit den wenigen erhaltenen Gegenbriefen), von Arthur Tilo Alt. Der von Jacob Steiner herausgegebene Briefwechsel StormFontane ist die fünfte Ausgabe in dieser Reihe.

Das von Steiner vorgelegte Brief-Corpus zählt 95 Nummern; tatsächlich jedoch handelt es sich nur um 90 Briefe, 47 von Storm, 43 von Fontane; denn Nr. 15 ist ein Huldigungsgedicht Fontanes ohne weitere Zusätze, das auch bei großzügigster Auslegung des Begriffs nicht als Briefgedicht klassifiziert werden kann, und die Nummern 76, 78, 80 und 93 sind bloße Hinweise auf verlorengegangene Schreiben. Auch Nr. 66 kann nur sehr bedingt als ein Brief Fontanes an Storm gelten. Wie aus dem Erstdruck in der oben erwähnten Sammlung von Pniower und Schlenther hervorgeht, haben wir es hier nichtoffenbar, wie Steiner anmerkt, sondern in der Tat um ein Rundschreiben an die Mitglieder desRütli zu tun, in dem zum Schluß dieauswärtigen, korrespondierenden Mitglieder angespro­chen werden: Heyse und Storm. Von den Storm-Briefen, die zum größten Teil in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel aufbewahrt werden, sind dreißig echte Erstdrucke. Auch die bereits veröffentlichten darunter vierzehn Schreiben, die der Verfasser dieser Rezension erstmalig in seiner zweibändigen Edition ausgewählter Briefe Theodor Storms (Berlin und Weimar, Aufbau-Verlag, 1972) bekannt machen konnte hat der Her­ausgeber nach den Handschriften wiedergegeben. Die Fontane-Briefe sind, bis auf drei, zwischen 1909 und 1979 bereits gedruckt worden, wenn auch nicht in jedem Falle vollständig und korrekt. Nur elf von ihnen sind im Original erhalten geblieben; der Wortlaut aller anderen Schreiben folgt den (miteinander nicht identischen) Abschriften im Potsdamer Fontane- Archiv und in der Kieler Bibliothek, in einigen Fällen auch früheren Drucken. Dabei sah sich der Herausgeber vor die komplizierte Aufgabe gestellt, bei Differenzen zwischen den beiden Typoskripten die jeweils wahrscheinlichereLesart zu wählen. Leider sind seine Entscheidungen nicht immer nachprüfbar, da er Abweichungen nur dann verzeichnet hat, wenn sie von Gewicht sind (S. 20). Auch ist der Nachweis der Textgrund­lagen nicht in jedem Fall exakt erfolgt. So wird z. B. für Brief 34 lediglich

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