Heft 
(1982) 34
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die Potsdamer Abschrift als Quelle angegeben, in einer Anmerkung zu demselben Brief aber aufdas Typoskript von Kiel hingewiesen (S. 157). Im übrigen sind die Abschriften, vor allem die Potsdamer, zuverlässiger als die älteren Drucke; sie dürften den Originalen, wenn auch nicht immer hinsichtlich Orthographie und Interpunktion, so doch im Wortlaut, ziemlich nahe kommen.

Bei der diplomatischen, d. h. buchstabengetreuen Wiedergabe der Texte war der Herausgeber zweifellos um große Sorgfalt bemüht. Gleichwohl mußte der Rezensent beim Vergleich einiger der abgedruckten Briefe mit Fotokopien oder Xerokopien der Originale kollationiert wurden nur handschriftlich überlieferte Texte, keine Abschriften eine Anzahl Fehler feststellen, die zum größeren Teil wohl vom Setzer verursacht und bei der Korrektur übersehen worden sind. Die Versehen betreffen sowohl fehlende, hinzugefügte, umgestellte oder falsche Wörter (daran statt darin, eines statt seines, erst statt wohl, letzten statt besten, jenseits statt jenseit, ungerecht statt ungerechnet, Volksballade statt Volksromanze u. ä.) wie kleinere Inkorrektheiten bei der Wiedergabe der Interpunktion und der Wort­formen (habe statt hab, Glücks statt Glückes, Interesse statt Intresse) oder unbeabsichtigte Modernisierungen (Tor statt Thor, Märdien statt Mährchcn, Korrespondenz statt Correspondenz, Gedächtnis statt Gedächtniß, unwill­kürlich statt unwillkührlich usw.). Wieder einmal hat die Überprüfung deutlich gemacht, daß ein Herausgeber handschriftlicher Texte, besonders wenn er diese diplomatisch getreu reproduzieren will, bei der Überwachung des Satzes ebensoviel Mühe und Sorgfalt walten lassen muß wie bei der Herstellung der Satzvorlage.

Steiner hat für jeden einzelnen Brief die Quelle angegeben und dabei zugleich auf frühere Drucke hingewiesen. Für die Fontane-Briefe geschieht dies allerdings nach einem nicht durchschaubaren Prinzip; denn in den meisten Fällen wird weder der Erstdruck noch die letzte oder korrekteste Veröffentlichung genannt. Meist bezieht er sich auf die von Erich Gülzow herausgegebene Sammlung (Storm Fontane. Briefe der Dichter und Erin­nerungen von Theodor Fontane. Einführung und Erläuterungen von Erich Gülzow. Reinbek bei Hamburg 1948), deren - von Pniower, Schlenther und anderen übernommene Fehler und Unzulänglichkeiten vielfach im einzelnen pedantisch moniert werden. Es hat den Anschein, als sei Steiner gar nicht bis zu Gülzows Quellen vorgedrungen und als habe er insbeson­dere dieFreundesbriefe von 1910 überhaupt nicht zur Kenntnis genom­men (zumal diese auch im Literaturverzeichnis fehlen). Auf der anderen Seite gibt es keinerlei Hinweis darauf, doß Gotthard Erler (zuerst 1968) in seiner zweibändigen Auswahl Fontanescher Briefe innerhalb der Biblio­thek deutscher Klassiker zehn an Storm gerichtete Schreiben nach den Potsdamer Abschriften veröffentlicht und damit als erster einen zitierbaren Text dieser Korrespondenzteile dargeboten hat.

Der Briefwechsel zwischen Fontane und Storm beginnt im März 1853, zweieinhalb Monate nach der ersten persönlichen Begegnung. Mehr als zwei Drittel der Briefe wurden bis August 1855 geschrieben, das heißt in der Zeit vor Fontanes drittem und längstem Aufenthalt in England. Was,

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