Heft 
(1982) 34
Seite
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Nicht minder reich an Irrtümern und Lücken ist das Personenverzeichnis, dessen Annotationen mitunter der unfreiwilligen Komik nicht entbehren, z. B. wenn Heinrich Heine vorgestellt wird alsDer bekannte Dichter, Literat und Politiker! Manche der fehlenden oder unvollständig angege­benen Lebensdaten sind leicht an Hand älterer Konversationslexika (oder einfach mit Hilfe der Register oder Kommentare neuerer Fontane- oder Storm-Briefausgaben) zu ergänzen, für den Berliner Kunstgärtner und Fadibuchautor Peter Friedrich Bouche etwa, für Friedrich Feddersen, den Prtipst der Landschaft Eiderstedt, oder die Verlagsbuchhändler Rudolf von Decker, Wilhelm Emst und Adolf Wilhelm Hayn. Chamissos Vorname lautet Adelbert (nicht Adalbert) ; der Verfasser derDrei Vorreden, Rosen und Golem-Tieck heißt Skepsgardh (nicht Skebsgardh). Omer Pascha, bei dem Fontane, acht Monate nach Ausbruch des Krimkriegs,am liebsten ... Pfeifenträger werden wollte, war der Oberbefehlshaber der türkischen Truppen in diesem Kriege. Alexandros Risos Rangabe (oder Rangawis), dessen Bekanntschaft Fontane bei Paul Lindau gemacht hatte, war ein bedeutender griechischer Gelehrter (vor allem Archäologe), Schriftsteller und Politiker, von 1874 bis 1886 Gesandter in Berlin. Mitder Rasmussen schließlich, die Steiner für eineBekannte von (Friedrich) Eggers in Kopen­hagen hält, ist die Frau Friedrichs VII. von Dänemark gemeint, eine ehe­malige Tänzerin im königlich-dänischen Ballettkorps, mit der der König 1850 eine morganatische Ehe schloß, nachdem er sie in den Rang einer Gräfin Danner erhoben hatte.

Genug! Eine sorgfältig kommentierte, durch weitere unentbehrliche Zeug­nisse ergänzte Edition des Briefwechsels zwischen Storm und Fontane bleibt ein Desiderat dreiundneunzig Jahre nach Storms, dreiundachtzig nach Fontanes Tod.

Morgenthaler: Walter: Bedrängte Positivität. Zu Romanen von Immermann, Keller, Fontane

Bonn: Bouvier, 1979, 293 S. (Studien zur Germanistik, Anglistik und Kom­paratistik, Bd. 84).

[Rez. Volker Giel]

Das Buch Walter MorgenthalersBedrängte Positivität verdient Beach­tung, und zwar im doppelten Sinne: 1. wegen seiner unkonventionellen Methode und 2. wegen der Ansätze zu einem in vieler Hinsicht neuartigen Werk- und Dichterverständnis dreier bedeutender Autoren des 19. Jahr­hunderts.

Die drei in diesem Band enthaltenen, in sich geschlossen erscheinenden Abhandlungen werden vom Autor schon in der Einleitung etwas beschwich­tigend und auf bewußte Aussparungen und gewisse Unzulänglichkeiten vorausdeutend alsVersuche (S. 7) bezeichnet. Versuche sind es wohl auch, wenngleich von sehr originärer und anregend produktiver Art. Man

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