Nicht minder reich an Irrtümern und Lücken ist das Personenverzeichnis, dessen Annotationen mitunter der unfreiwilligen Komik nicht entbehren, z. B. wenn Heinrich Heine vorgestellt wird als „Der bekannte Dichter, Literat und Politiker“! Manche der fehlenden oder unvollständig angegebenen Lebensdaten sind leicht an Hand älterer Konversationslexika (oder einfach mit Hilfe der Register oder Kommentare neuerer Fontane- oder Storm-Briefausgaben) zu ergänzen, für den Berliner Kunstgärtner und Fadibuchautor Peter Friedrich Bouche etwa, für Friedrich Feddersen, den Prtipst der Landschaft Eiderstedt, oder die Verlagsbuchhändler Rudolf von Decker, Wilhelm Emst und Adolf Wilhelm Hayn. Chamissos Vorname lautet Adelbert (nicht Adalbert) ; der Verfasser der „Drei Vorreden, Rosen und Golem-Tieck“ heißt Skepsgardh (nicht Skebsgardh). Omer Pascha, bei dem Fontane, acht Monate nach Ausbruch des Krimkriegs, „am liebsten ... Pfeifenträger“ werden wollte, war der Oberbefehlshaber der türkischen Truppen in diesem Kriege. Alexandros Risos Rangabe (oder Rangawis), dessen Bekanntschaft Fontane bei Paul Lindau gemacht hatte, war ein bedeutender griechischer Gelehrter (vor allem Archäologe), Schriftsteller und Politiker, von 1874 bis 1886 Gesandter in Berlin. Mit „der Rasmussen“ schließlich, die Steiner für eine „Bekannte von (Friedrich) Eggers in Kopenhagen“ hält, ist die Frau Friedrichs VII. von Dänemark gemeint, eine ehemalige Tänzerin im königlich-dänischen Ballettkorps, mit der der König 1850 eine morganatische Ehe schloß, nachdem er sie in den Rang einer Gräfin Danner erhoben hatte.
Genug! Eine sorgfältig kommentierte, durch weitere unentbehrliche Zeugnisse ergänzte Edition des Briefwechsels zwischen Storm und Fontane bleibt ein Desiderat — dreiundneunzig Jahre nach Storms, dreiundachtzig nach Fontanes Tod.
Morgenthaler: Walter: Bedrängte Positivität. Zu Romanen von Immermann, Keller, Fontane
Bonn: Bouvier, 1979, 293 S. (Studien zur Germanistik, Anglistik und Komparatistik, Bd. 84).
[Rez. Volker Giel]
Das Buch Walter Morgenthalers „Bedrängte Positivität“ verdient Beachtung, und zwar im doppelten Sinne: 1. wegen seiner unkonventionellen Methode und 2. wegen der Ansätze zu einem in vieler Hinsicht neuartigen Werk- und Dichterverständnis dreier bedeutender Autoren des 19. Jahrhunderts.
Die drei in diesem Band enthaltenen, in sich geschlossen erscheinenden Abhandlungen werden vom Autor schon in der Einleitung etwas beschwichtigend und auf bewußte Aussparungen und gewisse Unzulänglichkeiten vorausdeutend als „Versuche“ (S. 7) bezeichnet. Versuche sind es wohl auch, wenngleich von sehr originärer und anregend produktiver Art. Man
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