Der historisch vorgebildete Leser oder gar- der kultur- und literaturhistorisch ambitionierte greift zu diesem Band mit doppelter Erwartung, Für ihn verbinden sich mit den klangvollen Namen des Ruppiner Landes Theodor Fontane, Karl-Friedrich Schinkel, Neuruppiner Bilderbogen, Gildenhall, Altruppin und Lindow und die Arnsteiner. Wird der Band den Erwartungen dieses Leserkreises gerecht? Die Reihe der Mitarbeiter an diesem Buch wie Rudolf Bellin, Dietmar-Wilfried Buck, Reinhard Fischer, Heinz-Dieter Krausch, Werner Radig und Lisa Rindei spricht für sich. Sie alle haben versucht, breit und umfassend die gestellten Aufgaben und Anforderungen zu erfüllen. Größtenteils haben sie gänzlich neue Quellen erschlossen und somit den Band erheblich bereichert und sind über die vorhandene Literatur hinausgegangen. Das von L. Enders 3 vorliegende Historische Ortslexikon für Brandenburg konnte für viele Ortsbeschreibungen als Grundgerippe, das mit Leben zu füllen war, herangezogen werden. Das gleiche gilt für die Arbeit von G. Heinrichund J. Schultze 3 , ganz zu schweigen von den älteren Arbeiten eines Bratring 1 ', Berghaus 7 und den Kunstdenkmälem des Kreises Ruppin 8 .
Beim Lesen des Bandes stößt man allenthalben auf Theodor Fontane und seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Er war es, der dieses Gebiet, die Herrschaft Ruppin, zu einer literarischen Landschaft erhoben hatte und durch seine Wanderungen zu weltweiter Berühmtheit verhalf. Neuruppin, die Ruppiner Schweiz, Lindow, aber auch Orte wie Köpernitz, Kränzlin und Gottberg belegen dies sehr anschaulich. Jeder Fontane- Freund wird, sofern er nicht selbst Gelegenheit dazu hatte, an Ort und Stelle nachzusehen, begierig beide Bücher vergleichen und benutzen und nachschauen, was aus dem geworden ist, was Fontane einst beschrieben hat und was aus dieser Landschaft mit ihren Dörfern, Städten und Menschen geworden ist. Für jeden Fontane-Forscher wird der Band als Anregung und Hilfe zugleich dankbar begrüßt 9 .
Auf Einzelheiten, die kritisch anzumerken sind, soll hier bis auf einige Verbesserungen nur hingewiesen werden. Die Zahl der Abbildungen (Fotos, Strichzeichnungen und Tafeln) unterstützt den Text. Ihre Qualität ist gut. Es wird überraschend viel Neues vorgelegt. Das trifft vor allem auf die Kartenbeilagen zu. Gewünscht hätte man sich allerdings ein Foto vom Geburtshaus des Dichters Fontane, desgleichen eine Abbildung des jetzt rekonstruierten alten Gymnasiums in Neuruppin, das in den Wanderungen so ausgiebig beschrieben wird. Auch eine Manuskriptseite hätte aus den Wanderungen als Autotypie beigegeben werden können. Mit Überraschung wird der Siedlungsforscher die Karte „Dorfformen und Wüstungen“, S. 8, zur Kenntnis nehmen. Allerdings geht hier die Übersichtlichkeit und damit die Gesamtaussage durch die Wahl der Signaturen etwas verloren. Ob alle der angeführten Wüstungen tatsächlich sicher, historisch überlieferte temporäre oder permanente sind, muß die weitere Forschung klären 19 . Ein Druckfehlerteufel hat sich offenbar auf S. 170 eingeschlichen. Der Nestor der brandenburgischen Landesgeschichtsschreibung und Verfasser einiger Arbeiten über das Ruppiner Land, Johannes Schultze, ist nicht 1926, sondern erst 1976, also 95jährig, verstorben.
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