Heft 
(1983) 35
Seite
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die diesen Erfolg mit bewirkten? Mit großer Umsicht und Zielstrebigkeit haben Sie jeden potenten Autor zum Schreiben animiert, und mit Beharr­lichkeit trieben Sie versprochene Beiträge ein. Dabei spielte das, was Fontane alsBriefbeantwortungspromptheit praktizierte, eine wichtige Rolle: Dank, Mahnung oder Auskunft trafen jeweils unverzüglich ein. Es wird Sie daher nicht irritieren, wenn sich die Anfangszeilen eines passenden Fontane-Gedichts an Ihrem Fünfundsiebzigsten ein wenig ver­ändert darstellen, etwa so:

Hundert Briefe sind angekommen,

Ich bin vor Freude wie benommen Und gar nicht verwundert über die Namen Und über die Plätze, woher sie kamen.

Lieber Joachim Schobeß, auch das vorliegende Heft derFontane-Blätter spiegelt die Publizität, die Sie über Ihre Amtszeit hinaus überall genießen. Kollegen aus der UdSSR, aus England und Frankreich, aus der BRD und natürlich vor allem aus der DDR schickten Beiträge, die sie eigens für diese Ausgabe, eigens für Sie geschrieben haben. Sie alle sind Zeichen des Respekts vor einem erfüllten Leben, daß Sie dreißig Jahre hindurch in den Dienst Theodor Fontanes stellten, sein Werk für unsere Zeit ver­mittelnd. Im Namen der Redaktion, die Sie so lange geleitet haben, und der neuen Leitung des Archivs, dessen Wiederaufbau immer mit Ihrem Namen verbunden sein wird, darf ich Ihnen dieses Heft 35 derFontane- Blätter als Schobeß-Nummer übereignen.

Ihr Gotthard Erler

Paul Conrad (Kleinmachnow)

Wann wir schreiten Seit an Seit . ..

Bei Gesetzen und Prophezeiungen thut immer die Auslegung das beste.

Th. G. von Hippel

Sommersonnenwende 1926! Das bei solchen Feiern übliche Repertoire: Lieder am Feuer, Sprung durch die Flammen, im Hintergrund die hoch­ragende Kulisse der Bäume des Unterspreewaldes. Doch wir Wandervögel der Ortsgruppe Lübben beabsichtigten, in jenem Jahr noch mehr zu bieten. Wir wagten einen Vorstoß in die klassische Literatur. Seit Wochen arbei­teten wir an SchillersWallensteins Lager, wobei uns die geräumige Malerwerkstatt, die der Vater eines unserer Kameraden uns überlassen hatte, als Probebühne diente. Requisiten, zumeist Hellebarden und Brust­panzer aus Pappe, wurden selbst gebastelt, Stahlhelme und Degen waren, aus den Tagen des 1. Weltkrieges stammend, noch ausreichend vorhanden. Natürlich mußte auch die Genehmigung des zuständigen Försters ein­geholt werden, und so zogen wir dann in den Unterspreewald. DerFest-

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