Kriegsschauplätzen besichtigten wollte, einen Abstecher in den nicht von deutschen Truppen besetzten Teil Frankreichs machte und in Domremy das Geburtshaus der Johanna von Orleans besuchte. Der erste Brief ist an Hermann Kletke (1813—1886), den Chefredakteur der „Vossischen Zeitung“, gerichtet, deren Mitarbeiter Fontane seit August 1870 war. Er zeigt, in welcher Richtung die Bemühungen der Freunde um Fontanes Freilassung verliefen. Auf Anraten Kletkes wandte man sich an Louis Schneider (1805—1878), der wie Fontane Mitglied des „Tunnels über der Spree“ war bzw. gewesen war. Schneider, einstmals Schauspieler und dann Vorleser Wilhelms IV., fungierte damals als Presseberater Wilhelms I., hielt sich während des Deutsch-Französischen Krieges im Hauptquartier auf und stand mit dem König in unmittelbarer, ständiger Verbindung. Wahrscheinlich hat Schneider das Eingreifen der preußischen Regierung zugunsten Fontanes vermittelt.
Daß indes Wilhelm I. „stets ein gnädiges Interesse“ für Fontanes Arbeiten gezeigt hätte, wie Emilie Fontane schreibt, dafür wüßten wir keine Belege beizubringen.
Wenn in dem zweiten Brief der damalige französische Justizminister und Leiter der französischen Verwaltung im unbesetzten Frankreich, Isaac Adolphe Cremieux (1796—1880), erwähnt wird, so wohl deshalb, weil Fontanes Freunde sich auch an Cremieux gewandt hatten, den eines der „Tunnel“-Mitglieder, nämlich der Philosoph und Psychologe Moritz Lazarus (1824—1903), später Professor an der Universität Berlin, auf Grund seiner Tätigkeit als Präsident der Israelitischen Synode kannte. Von dem Appell Lazarus’ an Cremieux wird Lepel Paul Heyse berichtet haben. Fontane hat später in seiner Autobiographie von 1874 gesagt, daß er „durch den Einfluß des Ministers Cremieux“ schließlich freigelassen worden sei.
Im übrigen gibt der Brief Paul Heyses (1830—1914) an Bernhard von Lepel (1818—1885), den langjährigen Freund Fontanes, einen interessanten Einblick in das politische Klima in Bayern zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges. Im November 1870, als der Brief geschrieben wurde, waren die Verhandlungen über den Beitritt Bayerns zum Norddeutschen Bund im Gange, der am 23. November 1870 in Versailles vertraglich festgelegt wurde. Bayern behielt sich dabei etliche Sonderrechte vor.
Zu den Einzelheiten:
Paul Heyse hatte von 1852 bsi 1854 dem Rütli, einer Abzweigung des „Tunnels über der Spree“, angehört.
Unter den „Untern“ bzw. „Oberen“, die Heyse erwähnt, sind wohl die Mutter seiner ersten Frau, Clara Kugler,, und deren Sohn Hans Kugler zu verstehen, die in München lebten.
Die „4 Jahreszeiten“ sind ein luxuriöses Hotel in München.
Mit dem dritten Brief, den Emilie Fontane an den (schon genannten) Moritz Lazarus schrieb, versuchte sie, den Rücktritt ihres Mannes als Erster Sekretär der Akademie der Künste zu verhindern. Fontane hatte diese Funktion im März 1876 übernommen, aber bald einsehen müssen, daß die Tätigkeit eines Beamten ihm überhaupt nicht lag. Als es in einer
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