Sitzung der Akademie am 27. Mai 1876 zu Auseinandersetzungen kam und der Präsident der Akademie, der Architekt Friedrich Hitzig (1811—1881), Fontane wegen dessen Verhältnis zu dem Maler Anton von Werner Vorwürfe machte (offenbar unterstellte er Fontane Zweideutigkeit in seinem Verhältnis zu Werner), ergriff Fontane, wie er selbst zugibt, die sich „darbietende Gelegenheit“, um die Stellung aufzugeben. Denn, so teilte er am 17. Juni 1876 Mathilde von Rohr mit, „die Stelle ist mir, nach der persönlichen wie nach der sachlichen Seite hin, gleich sehr zuwider; alles verdrießt mich, alles verdummt mich, alles ekelt mich an.“ Ungeachtet des heftigen Protestes seiner Frau, die sehr an der mit einem solchen Amt verbundenen materiellen Sicherheit interessiert war, suchte Fontane um seine Entlassung nach und schied im Herbst 1876 aus.
Aus dem vierten Brief erfahren wir etwas über das Leben der Familie Fontane zu Beginn der achtziger Jahre. Emilie Fontane plaudert darüber der Schriftstellerin Nahida Lazarus (1849—1928), der zweiten Frau von Moritz Lazarus, etwas vor.
Der Brief kann übrigens nicht vom 4. Februar 1882 stammen. Denn Emilie Fontane bezieht sich darin auf die Rede, die Moritz Lazarus am 9. Februar 1882 in Cannes am Sarge des am Vortage verstorbenen Schriftstellers Berthold Auerbach gehalten hat. Die Rede wurde am 18. Februar 1882 in der Zeitsdirift „Die Gegenwart“ (Bd. 21. S. 101—102) gedruckt. Aus dem folgenden (bisher unveröffentlichten Brief) Fontanes an Moritz Lazarus vom 19. Februar 1882 geht hervor, daß Fontane und seine Frau Lazarus’ Rede durch den Abdruck in „Die Gegenwart“ kennengelernt haben. Fontane schrieb an Lazarus, der im Rütli den Übernamen „Leibnitz“ führte, indem er zugleich über eine ausgefallene Sitzung des Rütli berichtete:
Berlin, 19. Febr. 82
Potsd. Str. 134c
Teuerster Leibnitz.
Es lag in der Absicht, Ihnen, in Veranlassung Ihrer schönen Auerbach- Rede, die wir gestern früh in der „Gegenwart“ voll Bewegung lasen, einen im Telegramm-Stil gehaltenen Rütlibrief zu stiften, aber nur Zoeliner kam, und so wurde dieser mit der Rede, die vorgeleseen werden sollte, zu selbsteigener Lektüre nach Hause geschickt. Und so denn kein Rütlibrief, kein Kollektiv-Dank! Aber der des Hauses Fontane soll Ihnen wenigstens, eh Gras drüber wächst, ausgesprochen werden. Meine Frau, trotzdem sie „sturmkrank“, also gleichgültig gegen Leben und Sterben ist, empfiehlt sich Ihnen Allen aus ihren Agonien heraus. Ein Gleiches tue ich und bin mit besten Wünschen Ihr stets ergebener
Th. Fontane
(P. S.) Ich schrieb kurz vor Weihnachten einen langen Brief; ist er Ihnen zugegangen?
Schon wegen des Todesdatums Auerbachs, aber erst recht wegen der Erwähnung der Rede kann der Brief nicht am 4. Februar geschrieben sein; vielleicht sollte das Datum „24. Fbr. 82“ lauten.
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