nungen eines Jägers 1 “ (1955). 2 Fontanes aus, den achtziger Jahren stammendes Urteil über diese „Jägerskizzen“ Turgenevs ist aus Briefen bekannt 3 ; vergleichende Analysen der Werke beider Dichter sind gezogen worden/ 1
Im Jahre 1965 regte der mit diesem Heft zu ehrende Begründer der „Fontane-Blätter“ — um Einbeziehung der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts in die Fontane-Forschung bemüht — die Veröffentlichung des Artikels „Theodor Fontane und die russische Literatur“ in diesen Blättern an. ä In diesem Aufsatz wurde auch das Thema „Fontane — Viedert“ auf der Grundlage der damaligen Erkenntnisse gestreift. Neu erschlossene Quellen geben Anlaß, dieses Thema noch einmal aufzunehmen und in Anbetracht des berechtigten Interesses an dem ersten Übersetzer von Turgenevs „Aufzeichnungen eines Jägers“, von Gogols „Revisor“ und von „Russischen Liedern“ des Volksdichters Alexej Kol’cov ins Deutsche auch biographische Details über Viedert zu berichtigen bzw. zu ergänzen. Damit verbindet sich die Hoffnung, künftig der bis in neueste Ausgaben eingedrungenen, mangels Quellen fehlerhaften Darstellung seiner Herkunft und seines Lebenslaufes 3 vorzubeugen.
Viedert war nicht — wie bisher angenommen — durch Geburt preußischer Untertan, sondern als Sohn des aus der Nähe von Chemnitz (heute Karl- Marx-Stadt) stammenden Schauspielers Friedrich Viedert (geb. 1791) im Mai 1825 in Riga zur Welt gekommen und somit — der Herkunft seines Vaters entsprechend — sächsischer Untertan. Seit Anfang der zwanziger Jahre gastierte der Vater als Schauspieler und Dramaturg in Riga. Dort verband er sich 1824 mit der jungen Kollegin Franziska Schmidt (geb. 1808), die als Kind 1813 in Mannheim debütiert und sechzehnjährig auf der Rigaer Bühne Erfolge errungen hatte. Da Franziska Anfang der dreißiger Jahre dem Schauspieler Friedrich Schenk (1806—1856) auf seine Tourneen zunächst durch Rußland, später durch Deutschland, folgte, 7 machte sich Friedrich Viedert 1834 als Lehrer der deutschen Sprache in Moskau ansässig und behielt den kleinen Sohn bei sich. August Viedert erfuhr seine oft gerühmte ausgezeichnete Ausbildung in Moskau beim Vater und in Privatpensionen. In Moskau fand er Ende der vierziger Jahre Kontakt zu dem Geschichtsprofessor T. N. Granovskij und zu anderen Gelehrten der Universität. 8
Im Winter 1850/51 hielt sich August Viedert nach einer Reise auf die Krim, die ihm die Bekanntschaft des Dichters J. P. Polonskij eingebracht hatte, in Petersburg auf. Hier lernte er u. a. die Lyriker A. A. Fet und A. N. Majkov, die Schriftsteller N. A. Nekrasov und P. A. Vjazemskij, vor allem aber I. S. Turgenev kennen, der 1851 von Anfang Februar bis April in der Stadt an der Neva lebte. Ein Jahr später, im März 1852, starb in Moskau unter unglücklichen Umständen der von allen fortschrittlichen Literaten als Begründer des russischen Realismus verehrte N. V. Gogol. Damals hielten sich sowohl Turgenev als auch Viedert in Petersburg auf; letzterer erhielt vom Autor das Versprechen, die für bald erwartete Buchsammlung der „Jägerskizzen“ sofort zugeschickt zu bekommen. Da Turgenev. angeblich wegen eines Artikels über Gogol, in dem er den Verstorbenen
304