Aufmerksamkeit des Reisenden wird bei der Überfahrt über die Havel ganz von dem imposanten Ausblick auf den Plauer See zur Linken und die sich seenartig verbreiternde Havel zur Rechten in Anspruch genommen. Allenfalls ein Blick auf das am jenseitigen Ufer des Sees gelegene Schloß Plaue dürfte die Frage nach der Bedeutung und Vergangenheit des Ortes auftauchen lassen.
Der historisch Interessierte verbindet mit dem Namen Plaue ein Stück mittelalterlicher Geschichte der Mark Brandenburg. Burg und später Schloß Plaue, die alte Heer- und Handelsstraße von Magdeburg über Plaue nach Brandenburg sowie die Zollstelle an der Havel haben über mehrere Jahrhunderte hinweg eine unumstrittene Bedeutung für die Entfaltung und Entwicklung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse der Mark besessen. Schon früh treten daher Burg und Stadt Plaue in das Licht der Geschichte. Mittelalterliche Urkunden und zeitgenössische Chronistik zeigen die besondere strategische Bedeutung der Burg im Kampf um die Vormachtstellung zwischen Erzbistum Magdeburg und Kurfürstentum Brandenburg auf. Breit und ausgiebig hat sich die brandenburgische Landesgeschichtsschreibung bis in die jüngste Zeit mit diesem Ort befaßt. 1
Es nimmt daher auch nicht wunder, daß sich selbst Theodor Fontane mit dem Ort beschäftigte. Als er näher zu Plaue in Beziehung trat, besaß es schon lange nicht mehr jene große Bedeutung. Es war ein kleines verträumtes Städtchen, das den Anschluß an die große Welt verloren hatte und dem selbst der große Verkehr auf der Havel zwischen Berlin und Hamburg als auch auf der Straße zwischen Magdeburg und Berlin wenig Aufschwung brachte, so wie es vielen einst berühmten Orten der Mark ergangen war. Aber dennoch: „Alle diese Jammernester haben irgendwo einen Charme, eine relative Bedeutung: in Plaue das Schloß samt seinen historischen Erinnerungen, in Wilsnack die Wunderblutkirche mit ihrer immerhin interessanten Geschichte, in Rüdersdorf das Bergwerkswesen und die Wichtigkeit desselben für Berlin.“ 2
Fontane hatte sich in die Geschichte von Plaue vertieft, als er im Verlaufe der achtziger Jahre daran ging, seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ durch einen fünften Band zu ergänzen. Im Mai 1888 schreibt er an den Sohn Theodor: „Mit Hertz habe ich gestern zu meiner Freude einen Kontrakt gemacht, und er wird zum Spätherst ein dickes Buch vor mir, ,Fünf Schlösser“. Altes und Neues aus Mark Brandenburg’, bringen. Natürlich ist es eine Art Fortsetzung zu den .Wanderungen“, aber doch etwas anders, und will seinen eignen Weg gehn.“ 3
Die Entstehung der „Fünf Schlösser“ dürfte im wesentlichen in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre zu suchen sein. Damals jedenfalls widmete sich Fontane wieder stärker der märkischen Geschichte. Das Material für die einzelnen Kapitel des Buches, also die fünf Schlösser, hatte er offenbar schon seit längerer Zeit gesammelt. Einige Anregungen und Aufzeichnungen dazu dürften noch in die siebziger Jahre zurückreichen/' Dies trifft wahrscheinlich ganz besonders für das Kapitel „Plaue a. H.“ zu. Im Gegensatz zu den drei ersten Bänden der „Wanderungen durch die Mark
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