Heft 
(1983) 35
Seite
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Mark kaufte er 1823 von der Stadt Brandenburg die Ziegelei Plauerhof und ein dabei gelegenes Haus. 23 Später erwarb er die weiter östlich bzw. nördlich gelegenen Vorwerke Plauerhof und Kaltenhausen hinzu. Mit Um­licht und Geschick verwandelte er durch Melioration, Torfabbau und Wiederingangsetzung der Ziegelei das Gelände zu einem wertvollen Be­sitz. 1854/55 ließ er die Ziegelei abbrechen und unweit des Vorwerkes Plauerhof eine moderne mit einem Ringofen errichten. Allmählich ver­änderte er die Schloß Plaue gegenüberliegendeZiegeleistelle in eine kleine Parklandschaft, baute das Haus weiter aus und nannte sein An-, wesenMargarethenhof, 23 wie das Anwesen noch heute heißt. Um 1853 verpachtete Wieseke seine Vorwerke Kaltenhausen, Plauerhof nebst Zie­gelei an seinen Neffen Hermann Wieseke. 2 ' 1 Er lebte fortan ganz seinen privaten Neigungen und Interessen:der Schöpfung eines Parks, der Homöopathie Hahnemanns und der Philosophie Schopenhauers. Fontane schildert Wiesekes Lebensinhalte mit leichtem Humor zwischen den Zeilen,, der sich schon zu Lebzeiten ein eigenes Grabdenkmal errichtete. 25 Ganz besonders geht er auf Wiesekes Schopenhauer-Verehrung ein, die zu­weilen geradezu groteske Züge angenommen hatte.. Fontane hatte sich ebenfalls im Winter von 1873 auf 1874 im Freundeskreis mit der Scho- penhauerschen Philosophie beschäftigt. Zurückblickend schreibt er im- Frühjahr 1874 an Mathilde v. Rohr:Sehr viel Freude haben uns in die­sem Winter unsre Schopenhauer-Abende gemacht, -wohl schon deshalb, weil sie maßvoll auftraten und nur alle 14 Tage wiederkehrten ... wir. haben doch viel Anregung dadurch empfangen... 28

Vielleicht gab diese Beschäftigung mit Schopenhauer einen letzten Anstoß zum Besuch bei Wieseke, konnte der Dichter doch hier einen der treuesten Anhänger des Philosophen kennenlernen. H.-H. Reuter bemerkt aber ganz treffend, daß diese Bekanntschaft mit Wieseke und damit eine stärkere Hinwendung zur Schopenhauerschen Philosophie bei Fontane ohne jede nachweisbare weltanschauliche Wirkung blieben. 27 Wieseke war für Fon­taneeine spezifisch märkische Figur, unter anderem auch darin, daß er mehr war, als er schien. 28

Noch einmal am Ende des Kapitels vielleicht als Fazit bringt der Dichter eine beziehungsreiche Gegenüberstellung: auf der einen Seite der Havel der Adel, auf der anderen das Bürgertum, dort Konservatismus, hier Fortschritt, drüben Christentum und hierSchloß Plaue gegenüber Atheismus.

Anmerkungen

1 Vgl. J. Schnitze, Die Mark Brandenburg-Bd. 2, Berlin 1961, S. 196 ff. u. Bd. S, Berlin 1963, S. 12 ff.; W. Ribbe, Die Aufzeichnungen des Engelbert Wusterwitz! Berlin 1973, besonders S. 79, 91, 93 u. 141 sowie 146; Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Bd. 10: Berlin und Brandenburg. Hrsg. v. G. Heinrich Stuttgart 1973, S. 312 f. und A. Deichgräber, Chronik der Stadt Plaue (Havel) Wiesbaden. T. 1 u. 2., 1969, zuletzt : W. Podehl, Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg. Köln-Wien 1975, S. 572 ff., 594 ff. u. 752 ff.

2 Siehe Brief an Emilie Fontane vom 7. Juli 1887 aus Seebad Rüdersdorf: Fontanes Briefe in zwei Bänden. Aufbau-Verlag Berlin u. Weimar 1968. zweiter Band S. 162.

3 Ebenda, S. 194 1: Brief an den Sohn Theodor vom 9. Mai 1888 aus Berlin.

Das Buch erschien unter dem TitelFünf Schlösser. Altes und Neues aus Mark

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